Hier findet ihr einen bunten Teller mit allen Plaste Platten Rezensionen seit 2012. Reissues, die besten Platten der Jahre und alle wichtigen Klassiker.
Low
Berlin war für Bowie das, was der Motoradunfall für Bob Dylan war. Eine Möglichkeit Atem holen um dem tödlichen, hysterischen Speed des Rockzirkus zu entkommen. Im Gegensatz zu Dylan jedoch schaffte es Bowie sich in Berlin sich als Künstler weiterzuentwickeln und aus den Zwängen des Popkapitalismus zu befreien. Auf Seite 1 kämpft Carlos Alomars Funk und der harte metallene Groove gegen Brian Eno scharfe Synthieflächen. Das Ex-Roxy Music Mitglied hatte zwei Jahre zuvor mit “Discret Music” Ambient Sound erfunden. Bowie Stimme wirkt eisig und abwesend und ähnelt Iggy Pops Performance in The Idiot.
Die Texte sind eher Fragmente als Lyrik. Bowie befand sich mitten im Kokain-Entzug und kämpfte nach wie vor mit seiner Schreibblockade. Die Songs sind selten länger als 3 Minuten und mit “Sound and Vision” fällt sogar ein erster Hit in Deutschland ab.Seite Zwei ist rein instrumental, ihr merkt man auch stärker die Beeinflussung durch die deutschen Krautrock-Bands an. Die Musik ist den Bewohnern des Ost-Blocks gewidmet. Warzawa basiert auf dunklen Piano-Melodie, der Soundtrack für eine Fahrt durch düstere, dystopische Plattenbausiedlungen. Bowie sagte zu seinem Mitstreiter Eno, ihm sei es egal, ob diese Musik jemals veröffentlicht würde. Das Label RCA zog die Platte denn auch für das Weihnachtsgeschäft 1976 zurück und veröffentlichte sie erst im Januar 1977
Mehr zu David Bowie
Heroes
Heroes ist der Nucleus der Berlin-Trilogie. Es ist das einzige Album, dass komplett in Berlin aufgenommen wurde und den Mauerstadt-Spirit auf den Punkt bringt. Heroes wirkt wärmer und in sich geschlossener als Low. Bowie und Eno konnten mit ihren Experimenten noch einen Schritt weitergehen. Ursprünglich fassten die beiden Michael Rother (Neu!, Harmonia) als Gitaristen in Auge. Eno stand allerdings durch seine Arbeit an “Before and after Science” in Kontakt zu Prog-Rock-King Robert Fripp und der hatte halt am Wochenende Zeit, schnappte sich seine Gitarre und kam nach Berlin.
Fripps schaumige Feedback-Arrangements, wurden fürs ganze Album innerhalb von nur sechs Stunden eingespielt. Brian Eno mäanderte zwischen schwirrenden Synthieflächen und harten Krautrock Shuffle. Bowie selbst lieferte eine entfesselte Performance, er moduliert seine Stimme bis zur Grenze des Irrsinns und ist zwischen der jammenden Rythmusgruppe so präsent wie nie in seiner Karriere. Die B-Seite liefert wie Low eine Reihe von treibenden und düsternen Instrumentals. Gekrönt vom schwitzig exotischem “Secret Live of Arabia”. Heroes ist eines der Alben der Rockgeschichte, die auch nach 40 Jahren kein Gramm Fett angesetzt haben. Tracks, die immer noch Überraschungen bieten. Musik, die immer noch ihrer Zeit voraus ist.
LCD Soundsystem – american dream
Wenn DIE stilbildende Band der Nullerjahre im Jahr 2017 ihr Comeback feiert, ist das nicht risikofrei. LCD Soundsystem standen immer für Authentizität und Integrität. Für eine Band aus Nerds, die Musik über eine Band aus Nerds macht. Für das Aufsaugen nerdigen Träumen und das konstruieren von Musik, die mehr als ihre Einflüsse. American Dream setzt die Erzählung von James Murphy jeoch ansatzfrei fort. Ich höre aus dem Album Brian Eno irgendwo mäandert Robert Fripps Gitarre, ein wenig Lodger von David Bowie und geile Musik von LCD Soundsystem. Und deshalb feieren wir mit american dream ganz heimlich und verstohlen ein erstes 00er Revival.
“Everything Now” ist ein wichtiges Album, es verhandelt den Konsumismus den kranken Narzismuss und eben im Titeltrack den unbedingten Wunsch Alles und das sofort zu haben und letztendlich nichts zu bekommen. Was in Creature Comfort seine Fortsetzung findet, ein treibender Song über den Selbstmord als Lösung gegen die gähnende Leere, die der Kapitalismus bei uns hinterlässt. We’re the bones under your feet/ The white lie of American prosperity/We wanna dance but we can’t feel the beat/ I’m a liar, don’t doubt my sincerity. Im Gegensatz zur Opulenz von Reflektor wirkt Everything Now manchmal selbst ein wenig blutleer und uneuphorisch. Vielleicht muss das bei einem Konzeptalbum zu diesem Thema auch einfach so sein.
Arcade Fire auf dem Southside 2014
Hurrah for the Riff Raff – Navigator
Der erste Blick auf das Plattencover erweckt Assoziationen an Ziggy Stardust. Alynda Segarra posiert hell erleuchtet vor einer nächtlich, urbanen semiabgefuckten Szene. Navigator erzählt amerikanische Geschichten, erzählt die amerikanische Geschichten, die erzählt wer Amerikaner puerco-ricanischer Herkunft ist. Navigator ist dabei als Konzeptalbum angelegt. Hauptprotagonist ist Alyndas Alter Ego Navita, sie selbst lief als Teenage-Punk von zuhause weg und landete schließlich in der Bronx. Auf Navigator schafft es Segarra ähnlich wie Patti Smith ihre Stories in packende treibende Songs zu stecken und diese mit Volldampf und Herzblut zu interpretieren. Die Platte ist ein Fusionsalbum genährt von der Kraft des Punk und der Verzweiflung eines Straßenkids auf der Suche nach Identität.
Lindsea Buckingham/ Christine VcVie
Herzlich willkommen beim Plaste-Blog mit der einzigen Best-of Liste der Welt die das Werk von Buckingham und VcVie zu würdigen weiß. Es ist der für Fleetwood Mac entkernte fast spartanische Sound, das Songwriting von Lindsay Buckingham und die Stimme von Chris VcVie die das Album zu einer kalorienarmen aber schmackhaften Fleetwood Mac Bulette verschmelzen. Aber wieso eigentlich die beiden? War nicht Buckingham mal mit der anderen, der mit den Locken verheiratet und dann geschieden. Ich werde mir 2018 wohl Rumours mal wieder anhören müssen, da steht alles geschrieben.
Gisbert von Knyphausen – Das Licht dieser Welt
von Knyphausen pausierte nach dem Tod seines Buddies Nils Koppruch fast vier Jahre. Ihre unveröffentlichte Version von “Etwas besseres als den Tod finden wir überall” schließt das Album mit Nils Koppruchs Gesang auf einem Demoband. Es sind die melancholischen manchmal traurigen Geschichten, die Knyphausen Album zur High-Rotation Angelegenheit in den Bildungsbürger-Haushalten macht. Absoluter Keytrack “Sonnige Grüße aus Kao Lak, Thailand”. Der Song fährt einen Film von Einsamkeit und enttäuschten Träumen, unerfüllter Liebe und letzten Hoffnungen ab.
Dürfen die das? Im Jahre des Herrn 2017 mit Frozen Explosion Frisuren rumrennen ihr Album “Desintegration”. Dazu einen Bass so tief stimmen, dass er jeden Radar unterfliegt und dabei so unverschämte catchy-gruftig Melodien auf Tablett legen, das Robert Smith dabei seinen Tee verschüttet. Ja Klez.de darf das, denn 2017 war das ganze Jahr Herbst. Die sinnentleerten gefährlichen Phrasen des Nationalismus “Ein Licht aus hoher Emotion” . Das Bild von Kindern die in Trümmerlandschaften spielen , weil die “Drohnen” bei Regen nicht fliegen können. Die Forderung nach Antidepressiva, um sich nicht mehr spüren zu müssen. “Desintegration” ist schimmernde, schwarze Musik mit bedrückendem Themen in einem traurigen Jahr.
Benjamine Clementine – I tell a fly
I tell a fly ist eine Barockoperette, ein fein verziertes Schlösschen gebaut aus Chansons, Jazzballaden, Klavieretüden, Kammerpop. Zusammengehalten von Clementines Gesang, angelehnt an Anthony Hagerty und verbeugend von Nina Simone. I tell a Fly ist aber keine Kitsch-Oper unter dem Blattgold steckt der Wahnsinn unserer Zeit. “By the Ports of Europa” berichtet über die Flüchtlingswelle aus Afrika. “God save the Jungle” reflektiert die Zustände in den Flüchtlingscamps von Calais.
War on Drugs – A Deeper Understanding
Es ist ja nicht schlimm, wenn eine Band irgendwas von “Bruce Springsteen” hat. Damit darf auf Plaste mal eine Plattenkritik beginnen. War on Drugs Mastermind Adam Granduiel geht es aber nicht um den Amerikanischen Traum. Er hat eine Vision von einem Sound, einer Choreografie unter deren Oberfläche sich die Charaktäre seiner Geschichten tummeln. Im Gegensatz Springsteen oder Neil Young hat Granduiel seine Intrument auch zum Großteil selbst bespielt. A Deeper Understanding ist eine Platte mit einer in sich geschlossenen Oberfläche, das Album das Bono schon immer machen wollte und wohl nicht mehr hinbekommt.
The National – Sleep Well Beast
The National haben mit ihren ersten sechs Alben einen eher geflegten Sound kultiviert. Immer ein wenig an der Eleganz eines Brian Ferry orientiert. Ein Brian Ferry, allerdings der mit all seiner Eleganz als ambivalente Persönlichkeit im mittleren Westen als Grundschullehrer versauert. “Sleep well Beast” ist bei all dem unruhiger, das fast beängstigende Riff in “The System Only Dreams in Total Darkness” oder das wilde “Turtleneck” mal als Beispiel genannt. Ja auch für eine Platte wie Sleep Well Beast, würde ein Bono seine Sammlung mit lustigen Brillen verpfänden.
Als die Yoruba, die aus dem heutigen Nigeria und Benin stammten, nach Kuba kamen, wurden sie von ihren Vorfahren abgeschnitte und versklavt. Aber ihre Kultur überlebte mit Liedern und spirituellen Praktiken, die über Generationen weitergegeben wurden. Ibeyis zweite LP Ash – minimalistische Arrangements von modernem Jazz, Soul und Hip-Hop elegant gewebt mit westafrikanischen Rhythmen trägt das Gewicht der Geschichte auf ihren Schultern. Mit Auto-Tuned Spirituals, spanischen Raps und jazzigen Saxophon-Soli trotzt Ash den meisten Kategorisierungsversuchen. Ihre bloße Existenz ist der Beweis für eine Kultur, die sich weigerte, unterdrückt zu werden, und ihre Schönheit zeugt von dem Schmerz, der sie möglich gemacht hat.
Various Artists – Pop Makossa – The Invasive Dance Beat of Cameroon 1976-1984
Der Makossa, der bei uns vom Saxofonisten Manu Dibango mit seinem Hit Soul Makossa bekannt gemacht wurde, ist einer der großen Tanzstile Westafrikas. Es ist die nationale Musik von Kamerun. Sie entstand als traditionelle Rhythmen mit Rumba und Funk in den Städten verschmolzen. Die Songs hier wurden während einer klassischen Ära für den Stil aufgenommen, aber zu einer Zeit, als afrikanische Musikin der „ersten Welt“ noch weitgehend unbekannt war. Sie klingen immer noch herrlich frisch, hauptsächlich dank der zwingenden und durchdringenden Basslinien, die jeden Track dominieren. Kamerun ist berühmt für seine Bassisten, und der Bass hier ist hypnotisch, ob nun als Unterstützung für die funkige Gitarre bei der stampfenden Pop Mokassa Invasion oder für Bill Lokos Soul-Hit von 1980, Nen Lambo.
Various Artists – Soul of a Nation — Afro-Centric Visions in the Age of Black Power: Underground Jazz, Street Funk, & the Roots of Rap 1968-79
1968 brannten in den USA die Städte. Malcom X und Martin Luther King waren ermordet worden, aber ihre Saat, ihr Botschaften für Gleichberechtigung und gegen den Rassismus ging auf. Begleitend zu einer Ausstellung in der Modern Tate Galerie veröffentlichte Soul Jazz Records diesen Sampler. Er startet mit der bekanntesten Nummer „The Revolution can not televised“ von Gill Scott Heron. Eine Botschaft, die ihre Aktualität noch immer nicht verloren hat. Wenn auch das Fernsehen keine Rolle mehr dabei spielt. Don Cherry liefert ein grandioses Stück Weltbeat und Jazz Vibraphonist Roy Ayers umarmt den Panafrikanismus. Eine sehr deepe, sehr soulfulle und sehr wichtige Platte.
Das erste The xx Album war für mich eine konsequente Weiterentwicklung dessen was die “Young Marble Giants” 1980 und „Everything but the Girl“ in den 90ern begannen. Skelettierte Schönheit, der geflüsterte Gesang von Romy und Oliver, kristallklare Gitarren und der Ansatz einer vehuschten Nerdigkeit. “Coexist” offenbarte nichts Neues wohl aber die Arbeiten von Jamie xx für das letzte Gill Scott Heron Werk und sein Soloalbum. “In Colors” verlötete und verschraubte Jamies‘ Trademark-Introvertriertheit mit den stilbildenden Dancegrooves der 10er Jahre.
„I see you“ liegt zwar nicht genau dazwischen, die Band bekommt aber keinen roten Kopf mehr, wenn zum Tanz aufgefordert wird. „On Hold“ hat sogar seinen verschlungenen Weg ins Format Radio gefunden. Die neuen Stücke klingen treibender, souveräner schielen immer wieder auf den Tanzfläche, wie der 8-Klässler mit der dicken Brille bei der Klassenparty. The xx haben sich weiterentwickelt ohne ihren Markenkern zu verraten und Jamie xx dürfte in der DJ-Coolness-Endabrechnung der 10er ganz oben stehen. Auch sehr schön die Reminiszenz an Kiss “Double Platinum” von 1978, das ich mir jetzt nicht mehr wg. seines Covers kaufen muss.
Auf Produkte aus dem Hause Brainfeeder ist Verlass, vor allem bei der Auslegung und Weiterentwicklung des ollen Staubfängers Jazz. Flying Lotus hat das Genre elektronisch zerhäckselt. Kendrick Lamar nutzt ihn zum Aufpimpen von Hip Hop und Kamasi Washington nähert sich deep aber respektvoll. Thundercat hat auf all ihren Alben mitgespielt. “Drunk” sein drittes Album und klingt sehr Zukunft, und weniger nach 50er Jahre Nachtcafes und Rollkragenpullimief.
Die Musik fusst auf aufgebrochenen Gitarren und Bassakkorden, dazwischen pluckert Seventies Funk, R&B, in einem Sound wie von einem Steely Dan Album, bei dem versehentlich die Hälfte der Tonspuren gelöscht wurden. Thundercat wagt sich sogar in Richtung Yacht-Rock, nur dass dieses Schiff von einem durchknallten drogengetränkten Kapitän gesteuert wird. Drunk bietet Pupswitze ebenso wie einen Pharell Willams im flirrenden und wabbernden “The Turn Down”, der dort die aktuellen gesellschaftlichen Probleme der USA verhandelt. „One More glass to go, where this ends we’ll never know“
Das erste The xx Album war für mich eine konsequente Weiterentwicklung dessen was die “Young Marble Giants” 1980 und „Everything but the Girl“ in den 90ern begannen. Skelettierte Schönheit, der geflüsterte Gesang von Romy und Oliver, kristallklare Gitarren und der Ansatz einer vehuschten Nerdigkeit. “Coexist” offenbarte nichts Neues wohl aber die Arbeiten von Jamie xx für das letzte Gill Scott Heron Werk und sein Soloalbum. “In Colors” verlötete und verschraubte Jamies‘ Trademark-Introvertriertheit mit den stilbildenden Dancegrooves der 10er Jahre.
„I see you“ liegt zwar nicht genau dazwischen, die Band bekommt aber keinen roten Kopf mehr, wenn zum Tanz aufgefordert wird. „On Hold“ hat sogar seinen verschlungenen Weg ins Format Radio gefunden. Die neuen Stücke klingen treibender, souveräner schielen immer wieder auf den Tanzfläche, wie der 8-Klässler mit der dicken Brille bei der Klassenparty. The xx haben sich weiterentwickelt ohne ihren Markenkern zu verraten und Jamie xx dürfte in der DJ-Coolness-Endabrechnung der 10er ganz oben stehen. Auch sehr schön die Reminiszenz an Kiss “Double Platinum” von 1978, das ich mir jetzt nicht mehr wg. seines Covers kaufen muss.
Dazu reichen wir: Fruchtsaftschorle und einen Fischertechnik-Baukasten
Hurrah for the Riff Raff – Navigator
Der erste Blick auf das Plattencover erweckt Assoziationen an Ziggy Stardust. Alynda Segarra posiert hell erleuchtet vor einer nächtlich, urbanen semiabgefuckten Szene. Navigator erzählt amerikanische Geschichten, erzählt die amerikanische Geschichten, die erzählt wer Amerikaner puerco-ricanischer Herkunft ist. Navigator ist dabei als Konzeptalbum angelegt. Hauptprotagonist ist Alyndas Alter Ego Navita, sie selbst lief als Teenage-Punk von zuhause weg und landete schließlich in der Bronx. Auf Navigator schafft es Segarra ähnlich wie Patti Smith ihre Stories in packende treibende Songs zu stecken und diese mit Volldampf und Herzblut zu interpretieren. Die Platte ist ein Fusionsalbum genährt von der Kraft des Punk und der Verzweiflung eines Straßenkids auf der Suche nach Identität.
Dazu reichen wir: Junk Food, irgendein pappiges Brötchen mit was Fettem dazwischen, dazu aber leckeres, eiskaltes Corona, oder zwei.
“The Gift ist eine portugiesische Pop-Rock-Band aus Alcobaça und besteht seit 1994”. So beginnt der schmale Wikipedia Eintrag zu der Band. Verfasst für deutsche sockensandalige Touristen, falls die sich mal auf einen Gig der Band verlaufen sollten. The Gift gaben übrigens ihr einziges Deutschland-Konzert 2006 anlässlich eines Spiel der portugisieschen WM-Mannschaft. Bandleader Nuno Gonçalves verbiss sich in Sao Paolo selbst als Tourist wirklich in eine Diskussion mit einem englischen Touristen. Schließlich läuft einem nicht jeden Tag ein Brian Eno über den Weg, der sich dabei auch als Produzent gewinnen lässt.
“The Altar” gibt uns den Glauben an die euphorisierende Wirkung von Pop zurück. Vielleicht sogar den Glauben an ein Amalgan aus Verliebtheit, Küssen und Windbeuteln im Frühling (Wer den Mut dazu hat, darf sich bitte blühende Kirschbäume dazu denken). Mein persönliches Highlight “Love without Violines”. Der 5 min Track verweilt bis 3:00 in einem stampfenden Elektrotrack bis Brian Eno selbst ihn implodieren lässt und in einer jubilierenden Pophymne auflöst. Im Fach Popmusik war Eno zuletzt so gut auf “Another green world”
Dazu reichen wir: Eine leichten fettreduzierten Früchtequark und zum Nachtisch Windbeutel.
Brian Eno hatte der Legende zufolge während der Rekonvaleszenz nach einem Autounfall Harfenmusik gehört. Dabei kam ihm die Idee, Musik zu erschaffen, die Teil des Ambientes eines Raums ist. Musik die so funktioniert wie ein Stuhl (ohne sich drauf setzen zu können) oder ein Bild an der Wand. Seine Ambient-Serie aus den siebzigern war stilbildend für das Genre und es war mehr als logisch, dass er 2010 bei den Elektronik Veteranen vom Warp-Label signete.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, Ambient ist keine Supermarkt-Muzak, die den klaren Auftrag hat, den Verkauf von Rindernacken zu forcieren (das Kilo zu nur 1Euround99Cent). Der Verzicht auf melodische Glöckchenharmonien und Delphingeschnatter entbindet Ambient ebenso der Soundtrackfunktion fürs Hausfrauenyoga. Reflection ist ein einziger Track. 54 Minuten reine Funktionsmusik, ohne Spannungsbogen, ohne Beats und ohne Story, ohne Anfang, ohne Ende. Eno nennt Ambient auch “Thinking Musik”, so funktioniert Reflection letztendlich auch. Eine Tapete, die auf uns wirkt, ohne dass wir sie wirklich wahrzunehmen. Und wie es Tapeten so an sich haben, sollte man sie allerdings auch nicht tumb anstarren.
Dazu reichen wir: Der Conaisseur darf dazu gern einen Roten trinken und im Tapetenbuch blättern.
Rock Musik – Gute Rock Musik der 70er in der Zeit vor Punk, klang immer frisch, leicht angerotzt und war sich aber nie zu schade eine Gitarrenriff da zu pflanzen, wo es auch den nötigen Schatten spendet. Man darf sich hierzu jetzt die frühen Queen oder Suzie Quatro denken. Sheer Mag bündeln auf „Compilation“ ihre ersten EPs und brettern mit Freude am Rock und Punkpathos durch die Jahre 1972 – 1976. Die Platte riecht nach Jeansjacken, Fönfrisuren und getunten Mofas. Gibt es eigentlich irgendwo ärmellose Jeansjacken mit dem Sheer Mag Logo drauf?
Dazu reichen wir: Astra Dosenbier und halbverkohlte Bratwürste.
Darf man das? Mit einer Frozen Explosion Frisur in Pose stehen wie dereinst auf dem Abi-Ball 1984. Dazu ein unscharfes, grobkörniges Schwarzweiß Cover auf dem auch noch der Schriftzug “Desintegration” prangt. Das “Original” von Cure erschien 1989, dem Jahr als die Mauer fiel. Sänger Tobias Siebert reflektiert die Jahre und die Ereignisse seit der Wiedervereinigung. Desintegration blickt dabei auf ein immer noch (oder wieder?) zerissenes Land, eine gespaltene Gesellschaft.
Die Themen: Antidepressiva, Kinder die in Trümmern spielen, bei Regen flugunfähige Drohnen, Nationalismus. In der Songstruktur spielt der mollige Bass eine tragende Rolle für Sieberts Stimme. Desintegration ist kein Cure-Klon sondern eine Fortführung/Wiederbelebung des Genres Apocalyptic-Pop. Die Platte könnte für Deutschland 2017 das werden, was Ahonis „Hopelessness“ letztes Jahr für den Globus war. Musik zur Zeit.
Dazu reichen wir: Russische Eier in einer Vogelnestfrisur
Soul Jazz Records Presents – The Hustle
Disco und Reggae waren zwei große und unverstandene Trends in den auslaufenden siebzigern. Disco war bei den Radiomoderatoren, die noch am letzten Kater der 60er Jahre litten und auf den großen Erlöser warteten, verhasst. Heute würde man das Dissen der angeblich hedonistischen Plastikmukke getrost ins Rassismusregal stecken. Bevor die erste Punk-Platte das Presswerk verließ, spielte Don Letts im Roxy zwischen den Auftritten von The Damned und Co. die neuesten Dub und Reggae-Exporte aus Jamaica.
In Deutschland aber war Reggae wohl auch wegen der Drogenaffinität ganz klar den Resten der Hippiebewegung (Legalize it) zugewiesen. Im fernen Jamaica jedoch bestanden keinerlei Berührungsängste zwischen den Genres. Soul Jazz Records hat die mit viel Liebe zusammengestellte Compilation „Hustle“ mit Reggae-Coverversionen von Disco-Acts nun wiederveröffentlicht. Und natürlich passen die Genres zusammen und entfalten die ganzen Grandezza eines Pop-Jahrzehnts. Tracks wie „Ain’t No Stopping Us Now“ wie „Ring my Bell“ erhalten von Bands wie Blood Sisters und Risco Connection einen komplett neuen Flow.
Wir reichen dazu: Also meinetwegen dürft ihr zu der Musik gemütlich einen Dampfen und danach peinlich kichernd abdancen. Es ist ja Sommer.
Nick Cave – Skeleton Tree
Die Songs waren schon geschrieben und die Dokumentation von Andrew Dominik über den Entstehungsprozess der Platte geplant, als das Unglück geschah und Caves Sohn in den Tod stürzte. Auch wenn Nick Cave sich in “One more Time with Feeling” dem Trauerprozess öffentlich stellt, bekamen die vielen Reviews im Kontext mit dem großen Verlust für mich einen fast voyeuristischen Anstrich. Ich hatte mir deshalb vorgenommen zu versuchen, die Platte unter rein musikalischen Gesichtspunkten zu rezensieren. Das hätte bei „Girl in Amber“ und dem majestätischen „Rings of Saturn“ noch funktioniert. Die Tracks klingen sehr nach einer Fortsetzung und Weiterentwicklung der Vorgängerplatte “Push the sky away”.
Spätestens aber beim brüchigen “I need you” kann man die Platte nicht mehr außerhalb des tragischen Kontexts hören. Obwohl es hier um die Beziehung zu einer Frau geht evoziert das Stück bei den Zeilen “ You’re still in me,baby. I need, In my heart, I need” ein ganz anderes Bild und bewirkt bei mir ehrlich gesagt einen einen Kloß im Hals. Die meisten Tracks wirken durchkomponiert aber gleichzeitig unfertig, grob behauen. Nick Cave Stimme, die normalerweise in den stillen Momenten am eindringlichsten rüberkommt, wirkt brüchig, manchmal sogar kraftlos. Skeleton Tree ist eine Platte, die einem in ihrer rissigen Schönheit sehr nachdenklich und betroffen zurücklässt.
Nick Cave live in Stuttgart.
Bon Iver – 22 a million
Als Justin Vernon mit „For Emma, Forever Ago“ sein erstes Album veröffentlichte, fand das noch unter den letzten Ausläufern des „Freak Folk“ seinen Platz. In der Zwischenzeit unterstützte er Kanye West bei seinen Studiobastelein und trat auch schon mal vom Musikbusiness komplett zurück. 22 a million ist in seinem Kern wieder eine Sammlung von 10 wunderschönen, einfühlsam, kuschligen Folksongs.
Die Platte stellt aber nicht den Soundtrack für Teerunden mit Steingutgeschirr und selbstgebackenem veganen Bananenkuchen. Bon Iver drehen ihre Songperlen durch den Elektrowolf, schreddern und zerhacken sie, jagen sie bei Bedarf durch die Autotune-Software und legen oben drauf noch eine dünne, glänzende Schicht Blattgold. Vernons Songwriting tackert die die Tracks am Ende wieder zusammen. Und dann sie sind wie „33 „God““ zum Hinknien schön. Funfact für Vinylnerds, „29# Strafford Apts“ eines der koventioneller klingenden Stücke ist an einigen Stellen so dezent fies übersteuert, dass ich bei der ersten Durchgängen immer von meinem Opasessel aufgestanden bin, um die Nadel zu reinigen. Gni Gni Gni Gni.
Hamilton Leithauser + Rostam – I Had a Dream That You Were Mine
„Dies ist die Platte, die ich seit mindestens einer Dekade machen wollte. Als Fan von Hamiltons Stimme bei The Walkmen wollte ich sie festhalten, wie sie bisher nicht festgehalten wurde“, berichtet Rostam, musikalisches ex-Mastermind von Vampire Weekend, über die Inspiration zur Zusammenarbeit mit dem früheren The Walkmen-Sänger Hamilton Leithauser. „I Had a Dream That You Were Mine“ erinnert im Konzept an viele Pop-Entwürfe aus den mittleren 70ern. Ich denke da mal an “Band on the Run” von den Wings oder 10cc Platten. Diese Alben waren angelegt wie große Samstagabend-Shows, für die ganze Familie. Die Musik hatte abwechslungsreich zu sein, ein bischen Reggae, ein bischen Rock, zwischendurch eine Ballade. Vielfalt statt Trademark-Sound mit Wiedererkennungswert.
So ein Album ist auch „I Had a Dream That Your Were Mine“ . „In a Black Out“ hat ein tolles Leonard Cohen Intro. „1959“ verliert sich in 50er Jahren Doo Wop Harmonien. „You Ain’t That Young Kid“ klingt nach Bob Dylan in den mittleren 60ern. Die Musik wird bei aller Diversifikation immer durch Hamilton Leithausers Stimme zusammengehalten.Kollege Rostam greift bei der Produktion zwar auch zu analogen Synthesizern aus den 80er und Subbass, verkneift sich aber den rosa Zuckerguss. „I Had a Dream That Your Were Mine“ ist der ideale Begleiter für ein nettes Abendessen (laktosefreies Lupinenfilet) mit netten Freunden und klugen aber konfliktfreien (bloß nix über Politik) Gesprächsthemen.
Wilco – Schmilco
Wie sagte der weltgrößte weibliche Wilco-Fan den ich kenne kürzlich über die Platte “Seit Jeff Tweedy so blöde Wortspiele (Wilco Schmilco) macht und so fett geworden ist, finde ich ihn nicht mehr cool”. Dem Uncoolnes-Vorwurf widerspricht jedoch schonmal das Cover von Comik-Zeichner Joan Cornellà. Wer das immer noch blöder als die Cover der Vorgänger-Platten findet, den möchte ich auf das Kamel mit dem lustigen Hütchen von Wilco “Wilco” verweisen. Schmilco zeigt Jeff Tweedy, der auf seinen Platten ja auch gern seine Neurosen reflektiert, zumindest musikalisch von seiner lockeren Seite.
Zum Beispiel auf “If i ever was a child” einem der besten Wilco Songs ever, gibt er sich fast schon schunkelig, flockig einem Folk-Song hin. .I’ve never been alone/ Long enough to know/ If I ever was a child. auch wenn er sich inhaltlich damit beschäftigt, wie ein alternder Kindskopf auf sein Leben zurückzublickt. Aus der gleichen ambivalenten Küche kommt auch “Cry all day” And I cry, cry, cry,Cry all day, Cry all night/ At the open mic/ sing and starve/ I fall in a knife. Ein zerissenes Statement zu einer schmissigen Melodie. Schmilco ist eine Platte für den Indian Summer, dazu trägt man Wildlederboots und karierte Hemden. Und wenn diese das Bäuchlein ein wenig kaschieren, soll uns das gerade recht sein.
Angel Olsen – My Woman
“Shut up, Kiss me” ist zu 100% der richtige Titel für ein Liebeslied. Dazu kommt ein knalliger Popsound, der Angel Olsen endgültig aus dem Folksängerbranche katapultiert. Die Platte beginnt mit “Intern”, dem Song und dem Sound nach dem Lana del Rey seit ihrem ersten Hit hinterherhechelt. Ich hoffe doch sehr dass David Lynch “Intern” hört und Angel in das Twin Peaks Sequel einbaut. Vielleicht auf einer Party in der “Schwarzen Hütte”. “Never bei mine” verneigt sich vor Roy Orbison und den späten Fünfzigern.
Die zweite Hälfte der Platte wird ruhiger. Sister kling ein wenig nach Stevie Nicks und Fleetwood Mac in der „Mirage“-Periode, aber das soll keine Schande sein. Höhepunkt des entspannten Parts, der an ihre früheren Folk-Platten erinnert ist “My Woman” ein siebenminüter, in dem sie zwischen der Hingabe zu ihrer Liebe und ihrer eigenen Coolness oszilliert. You can leave now if you want to/ I’ll still be around/ This parade is almost over/ And I’m still your clown.“. My Woman ist bester Mädchenpop und eine geeignete Soundtapete zum SozPäd Studium. Das gilt zumindest solange bis das nächste Fleetwood Mac Album erscheint.
Preoccupations – Preoccupations
“Continental shelf” von Vietcong schaffte es 2015 in letzter Sekunde noch aufs “Plaste-Mixtape”, was aber das amerikanische Publikum nicht wirklich zu schätzen wusste. Der Bandname erinnerte die Fans jenseits der großen Teichs zu sehr an die ganz dunklen Stunden der USA. Musikalisch ist sich die Band nach dem Umtaufe jedoch treu geblieben. Ich will ihren Stil mal “Vintage Wave”nennen. Die komplette Reproduktion des Sounds und Gefühls einer musikalischen Epoche. Post-Punk, in Perfektion: tiefe dröhnende melodieführende Bässe, kristallklare Gitarrenfiguren eine schlingernde Drum-Maschine.
Oben drauf trohnt Matt Flegels rauhe tiefe Stimme, die wie ein Echo von Psychedelic Furs, Richard Butler klingt. “Preoccupations” ist ein breitbeiniger New Wave Klon, bei dem sich straighte treibende Tracks mit zackigen Refrains um den Nuclues der Platte das elfminütige “Memories” drängeln. Nach dem Anhören der Platte darf man gern mal zum Fotoalbum von 1983 im Kunstledereinband greifen und sich fragen ob die eigene Haarpracht noch eine Frozen-Explosion Frisur hergibt.
Nigeria Soul Fever – Sampler
In den 70ern wurde Nigeria von mehreren Militärputschen erschüttert, gleichzeitig avancierte das Land zum größten Erdölexporteurs Afrikas. Keine gute Melange für die Bewohner des Landes. Fela Kuti reflektierte mit seinem Landmarkalbum “Zombie” 1975 die Zustände und die Auswüchse des nigerianischen Militärs. Die Welt tanzte zu dieser Zeit den Discofox und die Discowelle beeinflußte auch nigerianische Musiker. Ein Exportverbot in dem Land sorgt leider dafür, dass keine der Musikproduktionen das Land verlassen durfte.
Dafür zahlten musikalische Trends aus London-News-Paris-Munich wie Disco, Soul und Boogie umso mehr in den Meltingpot ein. Vielleicht kennt der ein oder andere ja auch inzwischen Künstler wie Joni Haastrup, ähhh oder ehrlich gesagt eher nicht. Die meisten der Killertracks auf “Nigeria Soul Fever” haben auch in den letzten 40 Jahren die Grenze von Nigeria nicht verlassen. Aufregend ist die große Bandbreite der Songs aus den 70ern “Disco Dancing” von Angela Starr ist voller Chiqism und könnte auch als New Yorker Tom Moulten Produktion durchgehen. Ohne das Ausfuhrverbot dieser Musik und damalige Ingnoranz der Mainstreamdiscogänger gegenüber Musik aus Afrika hätten Tee Mac & Co. durchaus auf den Tanzflächen der Dorfdiscos eine gute Figur gemacht.
Die Platte ist vollgepackt mit sonst kaum erhältlichen und bezahlbaren Raritäten und brodelndem Afrofunk, -soul. Für mich zusammen mit der Strut-Compilation “Nigeria 70” eine der besten Afropop Zusammenstellungen.
Studio One Dub Fire Special
In der 13 Brentford Road auf Jamaica hatte Coxsone Dodd sein legendäres Studio One. Hervorgegangen aus den Soundsystems, die in den späten 50er um die neuesten US R’n’B Singles stritten und die ersten Dubplates produzierten. Zum legendären Vorsingen im Studio erschienen u.a. auch ein gewisser Peter Tosh und Bob Marley. Auf “Studio One Dub Fire Special” finden sich 18 Dub Tracks, die Meister Dod alias “The Dub Specialist” selbst am Mischpult zusammengeschraubt hat.
Die Stücke stammen von den in-house Bands wie The Sound Dimension oder den Brentford All-Stars – die Orginale sangen u.a. Jackie Mittoo und Cedric Brooks ein. Dodd hatte die Stücke entkernt und mit seinem “stripped down” Bass und Drum Sound geradegezogen. Die Tracks u.a. die Dub-Version von Norwegian Wood haben einen geschlossenen relaxten und inspirierten Flow. Es ist die Musik für einen recyclingpapiergrauen Herbst-Sonntag und die Zeit zwischen ausgiebigem Frühstück und dem nachmittäglichen Kinobesuch (romantische Komödie).
Radiohead – A Moon Shaped Pool
Thom Yorke so: Mensch ich habe einen alten Schuhkarton voll Songs bei mir unter dem Sofa gefunden. Jonny Greenwood so: Und ich habe noch klasse Arrangements von Inherent Vice zwischen meinen Socken versteckt. Thom York so: Sollen wir ne Platte draus machen oder das Zeug Chris Martin anbieten? Jonny Greenwood so: Wir machen selber ne Platte, aber nur wenn Du dir die Haare zu einem Dutt zusammensteckst. Herausgekommen ist mit A Moon Shaped Pool ein sehr introvertiertes Album mit einem geschlossenen Sounddesign, das sehr laut am besten funktioniert und natürlich irgendwie toll ist.
Die Tracks sind kleine, leicht verstaubte Kristallfigürchen, die auch in der Sammlung von pensionierten Kreditoren-Buchhaltern ihren Platz finden können. Radiohead erinnern mich dabei ein wenig an das spanische Fußballteam bei der EM. Sie geben die größten “zungeschnalz“, „zungeschnalz“ Ticki Tacka Zauberer für Connaisseure, aber letztendlich fehlt ihnen doch der Zug zu Tor. Dass ehemals innovative Bands in ihren Alterswerken gern selbstreferentiell und ein bisschen altväterlich werden, hat man ja schon bei Tocotronics rotem Album oder Pink Floyd “The Wall” beobachten dürfen. Das ist aber nicht weiter schlimm, ich schließe mich meinen 5.789 Vorrezensenten an und tippe mal dass „Moon …“ auf Platz 7-10 in jedermanns Jahrescharts landet. Die weiße Vinyl-Ausgabe ist übrigens sehr schick und macht schön platziert im Plattenstapel wirklich was her.
Plaste-These: Wer „A Moon Shaped Pool hört, hängt sich auch gern Cover von Vinylalben in Gladsax Rahmen im Wohnzimmer auf.
Beyonce – Lemonade
Mal unter Pfarrerstöchtern, R&B ist nicht unbedingt ein Plaste Spezialgebiet. Rihanna, Shakira & Co. fallen für mich in die Kategorie „aufgepimpte Sängerinnen, die das Zeug singen, dass bei Deutschland sucht den Superstar von überambitionierten Frisösen gnadenlos geschreddert wird“. Auch das Format “Komplettverfilmung der Albums” ist nicht wirklich neu. Und Mainstream-Alben mit angesagten und authentischen Eigenbrötlern wie James Blake aufzubrezeln, zahlt nicht nachweislich auf ein spannendes Ergebnis ein.
Lemonade ist Beyonces Reflektion eines Aufwachsens in den Südstaaten, was vor allem in dem Verfilmung des Albums zum Tragen kommt. Besonders wirkmächtig ist das im Clip von „Hold up“, in dem sie mit dem Baseballschläger gleich eine ganze Batterie Macho-Monstertrucks getrümmert. Lemonade ist vor allem aber sehr kraftvoller und überraschend intensiv knalliger Pop. Pop, der immer mal wieder gern an der Tür scharrt, hinter der sich das Independent Paradies mit all den coolen Typen und bunten Paradiesvögel verbirgt, die definitiv die richtige Haltung besitzen. Verstörend ist für mich – als jemand der seit 1984 die Charts verachtet – ist nur, dass ich bisher noch keinen meiner persönlichen Ohrwürmer auf SWR3 gehört habe. Format Radio Quo Vadis?
Plaste-These: Wer „Lemonade“ hört, verzichtet im Supermarkt auf Plastiktüten und nimmt gern auch mal an Radio-Gewinnspielen teil
Anohni – Hopelesness
Public Enemy sind einst angetreten um “Black Mans CNN” zu sein. Ist die Platte von von Anhoi dann vielleicht sowas wie “Gutmenschs Social Media”? Anhoi ist die ehemalige Anthony von Anthony & the Johnsons, sie hat sich entschieden nun endgültig Frau zu sein. Musikalisch gab es eine Neupositionierung. Weg von Anthonys Kammerpop, der auf den letzten Alben doch etwas abgewaschen wirkte. Der elektronische Sound stammt von Oneohtrix Point Never und Hudson Mohawke. Die Musik fungiert aber nicht mehr und nicht weniger als kongenialer Backgroundsound zu Anohnis politischen Statements.
Das Album startet mit “Dronebomb me” dem Todeswunsch eines traumatisierten Kriegsopfer. Das wunderschöne “4 Degrees” schildert die Auswirkungen des Klimawandels. Die Themen verbieten einerseits eine allzu gefällige Choreografie. Andererseits ist “Watch me” ein fast zärtlicher Ohrwurm, der die staatlichen Abhörpraktiken als zynisches Liebeslied an seinen Daddy inszeniert. Hopelessnes ist die Platte, die als Soundtrack für dieses irre Jahr 2016 funktioniert. Die Musik kann jedoch nur jedoch nur den Zustand unserer Gesellschaft reflektieren – die richtigen Antworten darauf müssen wir uns selbst geben.
Plaste-These: Wer „Hopelesness“ hört, der versucht sich auch schonmal in Counterspeech auf Facebook und zahlt fürs taz online lesen.
Swans – The Glowing Man
Die Triologie “The Seer“ – „To be Kind“ – „The Glowing man” ist eine HBO-Serie von Cecill B. DeMille. 50.000 Statisten in Wikingerrüstung schleudern primitive Steinäxte in die erlöschende Sonne. Verfolgt von einer Horde wahnsinniger Wollnashörner auf der Suche nach den dunkelsten Orten der menschliche Seele. The Glowing Man, als Abschluß der dritten Staffel wirkt ein wenig luftiger und femininer als die beiden Vorgänger. Wenn man diese Vignette überhaupt an den Sound der Swans, der schwerer ist als die Lektüre von „Unendlicher Spaß„, heften kann. Der Grund hierfür liegt allerdings weniger an einer einsetzenden Altersmilde von Michael Gira, als den Gesangseinlagen seiner Gattin Jennifer.
Die Platte ist drückend und zäh, wie z.B. mein Highlight “Frankie M”. Hier schliert der Sound anfangs bedrohlich. Er würde jede ZDF-Produktion, als Soundtrack unterlegt, in einen Horrorfilm verwandeln. Das Noise-Intro geht über in eine Auflösung, in der die Drogenerlebnisse des Frankie M. in einem kleinen Popsong ihre Verarbeitung finden, bevor die Geschichte in einer Geräuschkakophonie endet. Und bevor man es sich versieht ist nach gerade mal 20.57 Min. auch schon alles vorbei. Dabei ist Frankie M. nur der viertlängste Song der Platte. Gibt es für solche Musik eigentlich einen Namen. Industrial Oper? Noise Operette? Gute Ideen, bitte direkt an die Schülerzeitung Deiner Wahl.
Plaste-These: Wer „The Glowing Man“ hört, hat auf Konzerten immer Ohrenstöpsel dabei um sich sein Resthörvermögen für Michael Gira aufzusparen.
Car Set Headrest – The Teens Denial
The Teens Denial ist bereits Will Toledos 13. Platte, von denen zwei sogar nachweislich veröffentlicht wurden. Die restlichen elf gammeln wahrscheinlich zu unrecht in seinem Kinderzimmer zwischen schwieligen Teletubbies-Puppen und Nintendo Spielen rum. The Teens Denial entstand während der unglücklichen High School Zeit von Toledo. In der Zeit in der man merkt, dass die Zukunftsmodelle der Mitstudenten nicht unbedingt für einen selbst adaptierbar sind. Und der Ort an dem die besten und klassischem Slacker Alben entstehen.
Ich mache es ja nicht so gern, aber um den Sound zu beschreiben, darf ich mal zwei Bands aus der Referenzschublade ziehen. Also dann sag ich mal Pavement und sage mal Built to Spill und lasse mal einen Zipfel Eleventh Dream Day aus der Schublade schauen. Toledo lässt die Songs, die er sich zum Großteil auf der morgendlichen Fahrradfahrt zur Uni ausgedacht hat, gern etwas schlingern und flattern um sie mit den straighten Gitarrenriffs wieder zu kleinen Noise-Pop Hymnen zusammen zu kleben. Wir dürfen auf die nächsten 13 Alben von Car Seat Headrest gespannt sein.
Plaste-These: Wer „A Teen Denial“ hört, spielt mit dem Gedanken sich ein E-Bike sowie eine Sammlung aller Dinosaur Jr. Platten zuzulegen.
Pantha Du Prince – Triad
Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen in dem die Musik von Pantha du Prince in die Esoterik Ecke und in eine Reihe mit Entspannungs -Musikkünstlern geschoben wird. Das wird ihm natürlich nicht gerecht und irgendwie doch. Für das Vorgängeralbum inspirierte er sich in den Schweizer Alpen. Live treten er und seine Musiker in kimonoartigen Gewändern und Parabolspiegeln auf der Stirn auf. Er selbst bezeichnet seinen Stil als “ritualistische Tanzmusik”. Wahr ist – die Platte hat einen wahnsinnigen Flow. Sie ist ein Raumschiff das durch die Galaxien torkelt, in dem sich dickliche Theologie-Studenten als Hippie verkleiden und Sun Ra das Glockenspiel bedient. Der Sound fußt auf luftigen Beat mit melodieführenden Trademark-Glocken von Hendrick Weber. Kleine nervöse Elektronik Miniaturen sorgen dafür, das die Platte eben doch nicht als Jogasoundtrack für den Kundenberater der Volksbank taugt.
Plaste-These: Wer „Triad“ hört hat immer eine Spex auf dem Coffee-Table liegen und pflegt eine Jean Michelle Jarre Playlist.
Grace Jones – Warm Leatherette
Das vierte Studioalbum war für Jones ein ziemlicher Schritt nach vorn. Ihre ersten Werke waren von Tom Moulton produzierte ziemlich austauschbare Disco Alben. Für “Warm Leatherette” ging sie zum ersten Mal in das Compass Point Studio um ihren Tracks durch die Rhythm Section um Sly Dunsbare und Robbie Shakespear ein Gerüst geben zu lassen. Die Compass-Point All Stars halfen im Jahr zuvor auch David Byrne und Brian Eno, ihre Träume von einem Sound zu realisieren, der die quecksilbrige Hektik von New York mit afrikanischen Polyrythmen verbindet
Das Konzept hier ist ähnlich: Jones schnappt sich z.B. für den Titelsong den minimalistischen Electronictrack von Mute-Gründer Daniel Miller über ein Paar, das schwer verletzt nach einem Autounfall Sex hat. Sie macht daraus eine schleichend lasziv, schwüle Cyperpunk Hymne. Die Rhythm Sektion vom Compass Point Studio nahm sich für die Tracks genügend Zeit und lässt die Melange aus karibischen Rythmen, pulsierenden Reggae Bässen, versponnener Elektronik und Domina-Rock entspannt ausrollen. Den Rest macht Grace Jones, die mit der in Nassau/ Bahamas aufgenommen Trilogie zur Ikonie der 80er wurde.
Plaste-These: Wer „Warm Leatherette“ hört, hat die Platte schon seit 1981 im Original kauft sie aber wg. der Bonus CD. Die aber doch so uninteressant ist, dass sie nie die CD-Hülle verlässt.
Ultravox!- The Island Years
Im Dezember 1977 war es soweit. Ich fläzte mich in der elterlichen Wohnlandschaft, um mir bei RockPop im ZDF die übliche Mischung aus Teeniepop und BOF-Adepten anzuschauen. Über Punk hatte ich mich bereits über die Pop-Seite in der HörZu ausführlich informiert und war ziemlich aufgeregt als Moderator Christian Simon mit Ultravox! eine echte Punk Band ankündigte. Der Song “Frozen Ones” ging gut ab, aber ich war enttäuscht dass Punks Staubmäntel statt Sicherheitsnadeln trugen. Auch frisurmässig entsprachen die Jungs nicht dem, was ich zuvor schon in Bravo kennen lernen durfte.
Vielleicht war bereits das Scheitern der Band – die ihren Bandnamen als Reminiszenz an die Krautrocker Neu! mit einem Ausrufezeichen versehen hat – schon hier einprogrammiert. Sie nahmen zwar Ende der 70er Jahre die musikalischen Aufbruchstimmung auf, passten aber in einer Zeit ohne Schubladendenken in keine Schublade. 1977 veröffentlichen sie “Ultravox!” von Brian Eno produziert und das straighte “Ha! Ha! Ha!”. Der Sound war ein Mix aus Punkhymnen, kleinen Experimenten, Synthesizern und Roxy Music Glamour. 1978, das Jahr in dem sich Punk für New Wave musikalisch öffnete durften sie ihr Album “Systems of Romance” beim Krautrock Mastermind Conny Plank produzieren. Das synthesizerlastige Album fungierte bereits als Vorgriff und Inspiration für die New Romantic Szene.
2016 wirken alle drei Alben so frisch wie 1978. Damals allerdings standen die Platten leider wie Blei im Regal. Island kündigte den Plattenvertrag und Sänger John Foxx verließ die Band. Der Rest riss sich den Sänger der Teenie-Band Slik, Midge Ure unter den Nagel und übernahm ohne ! im Namen die 80er.
Plaste-These: Wer „Ultravox!- The Island Years“ hört, stellt sich die Box gleich ins Regal zu den anderen Punk Devotionalien und erzählt jedem wie Scheisse Ultravox doch nach dem Weggang von John Foxx wurden.
AnnenMayKantereit – Alles nix Konkretes
Die Entwicklung von AnnenMayKantereits Generation wurde davon geprägt, dass ihre sich Eltern Gedanken über den Zusammenhang von Teletubbies-Konsum und persönlicher Charakterbildung machen musssten. Vielleicht ist das Debutalbum der Band deshalb momentan das am meisten gedisste Thema, direkt nach der AfD und Donald Trump. Den Jungs wird wird mangelnde Relevanz und Harmlosigkeit in fortgeschrittenem Zustand vorgeworfen. Aber eben genau das, das leicht langweilige Leben in der Adoleszenz bringen sie in hoher Perfektion genau auf den Punkt. Und so wie “Keine Macht für Niemand “ die 70er und “Monarchie und Alltage” das Lebensgefühl der frühen 80er reflektieren, schenkt uns „Alles nix Konkretes“ tiefe Einblicke ins Gefühlsleben der Generation Tinky Winky. Wir erfahren von der großen Angst im Leben einmal Mitte dreissig zu werden oder dem Wunsch in eine kuschelige Altbauzimmerwohnung (immerhin mit nem kleinen Balkon) zu ziehen. Man darf sicher sein, dass es die dräuenden Probleme mit Rechtspopulismus und Neoliberalismus den nachfolgenden Generationen schwer machen werden, solche Platten weiterhin zu produzieren Aber „Alles nix Konkretes“ ist ein Album, das sich Midager 2046 aus dem Regal ziehen und dran denken werden, dass Mitte 30 zu sein, doch nicht so schlecht war.
Hörer die AnnenMayKantereit hören, hören auch: Fehlfarben zwischen 1982 und 1985 und Benjamin Blümchen auf Cassette
Isolation Berlin – Aus den Wolken tropft die Zeit
Jedes Jahr wird eine deutschen Band mit ernsten oder auch gern zornigen jungen Männern durchs Feuilleton geschleift. 2014 waren es Trümmer, 2015 die Nerven und 2016 mit Isolation Berlin sogar mal eine Band, die ihre Wurzeln nicht im schwäbischen hat. “Aus den Wolken…” ist weniger verspielt ist die Vorgänger EPs, insgesamt geschlossener und klaustropher. Aber nachdem der Diskurspop mit der letzten Tocotronic Platte in einer hipsterbärtigen Käsfüssigkeit angekommen ist, freut uns die neue Ausrichtung von Isolation Berlin. Es sind nicht die Altagsproblemchen von AnnenMayKantereit, die die Platte dominieren H. Bamborschke denkt da schon in größeren Dimensionen, ich sage jetzt mal Sven Regner. Und die Tracks wie Schlachtensee, die in Richtung Element of Crime weisen, markieren auch die Höhepunkte der Platte. Ausnahme: “Wahn”, der Track entwickelt den besten Sonic Youth Riff, seit „Catholic Block“, den müssen sie wohl in “Girl in a Band” nachgelesen haben.
Hörer die Isolation Berlin hören, hören auch: Ton Steine Scherben und Sven Regner und Kim Gordon Hörbücher.
Bowie hat immer von seinen Partnern profitiert. Den Teenage-Rampage Glam-Rock Riffs von Mick Ronson, Carlos Alomar prägte von Fame bis Let’s Dance den Groove der großen Bowie-Platten und natürlich vom abstrakt intellektuellem Coaching durch Brian Eno. Er bescherte David Bowie den Museen dieser Welt. Blackstar ist beeinflußt davon, wie Kendrick Lamar Jazz in seine eigene Musik montierte und Kamasi Washingten dem Genre seine Coolness zurückschenkte. Donny McLaslin und seine Band verleihen den Songs von Blackstar einen jazzigen und freien Rahmen, der immer durch das Schlagzeug von Mark Guiliana zusammengetackert wird. Nennen wir es mal eine organische Interpretation von Drums and Bass. Ich finde es persönlich ziemlich bescheuert, dass Blackstar als „Abschiedsalbum“ in die Geschichte eingehen wird, auf immer verwoben mit seinem Tod, drei Tage nach der Veröffentlichung und dem morbid, beängstigendem „Lazarus“ Video. Deshalb erklärt Plaste hiermit „Blackstar“ zu Bowies sechstbester Platte.
Hörer die Black Star hören, hören auch die 13.165 Bands, die von David Bowie beeinflußt wurden.
Savages – Adore Life
Savages quetschen seit 2013 die letzten Tropfen aus dem von Interpol von dem Post-Punk-Ding übrig gelassen haben. Zeigen sich in hartkontrastigen S/W Malaria Trademark Pics und sorgen für eine angenehme Renaissence von Frauen mit Einzelkämpferfrisuren. Adore Life entwickelt den Sound ihres Erstlings weiter. Der Tracks sägen, treiben und drängeln weiter wie bei Silence Yourself. Sind aber melodiöser, kristalliner und insgesamt molliger. Ich habe mir geschworen, hier nicht die Phrasendreschmaschine anzuwerfen aber es sei mir doch auch mal vergönnt. Also wrumm wrumm wrumm “ Adore Life“ verhält sich zu „Silence yourself“ wie „Join Hand“ zu „The Scream“ tock tock – ausgeschaltet.
Hörer die Adore Life hören, hören auch die ersten drei Platten von Siouxie and the Banshees und kleiden sich wie Malaria.
Warum in drei Teufels Namen braucht eine so schöne Erfindung wie die Popkultur 60 Jahre um ein Popalbum „Super“ zu nennen. Dazu reichen die Pet Shop Boys ein Cover, das die Platte in 1Euro-Shops neben, aufziehbaren Klappergebissen und Dekomuscheln verortet. Es erinnert uns daran, dass Popkultur von populär kommt. Super ist keine Platte für alternde Pop-Connaisseure und Spex-Leser. Super ist ein Fall für Bravo-Girl, oder als Beilage für die Bunte. Denn Super macht glücklich. Super ist wie jedes zweite Pet Shop Album ein Tanzalbum mit harten pumpenden Beat, federleichtem House-Piano, und Melodien für die Chris Martin ein Kuh bei lebendigem Leib verspeisen würde.. Und was ist mit Texten, was ist mit Botschaften, fragte jetzt der oberschlaue Plaste-Leser. Dazu verweise ich gern auf das altersmilde, auf die 90er zurückblickene „Pop-Kids“ .Ein Ode an die Liebe und die Liebe zur Musik mit der unschlagbaren Refrain „They called us the Pop Kids’cause we loved the pop hits“
Die Pet Shop Boys sind der größte „kleinste gemeinsame Nenner“ der Pop Musik, deshalb hören Pet Shop Boy Hörer durchaus auch Journey oder Peter Maffay (Autsch).
Punk 45 – Chaos in the City of Angels and Devils
Jungssein (vgl. AnnenMayKantereit) war früher viel einfacher z.B. als Punk. In den 70ern war L.A. eine kokszerschossene Ruine des Rockn’Roll, dominiert von Typen wie Rod Stewart, die so langweilig waren, dass sie ihr eigenes ödes Dasein nur unter Alkohol oder sonstwas ertragen konnten. In L.A. (und San Francisco) entstanden die Prototypen des American Hardcore Punks. Während London immer ganz nah am Glam Rock und David Bowie blieb, New York immer Rockn’ Roll war, entwickelten die L.A. Punks den ultraschnellen, megahysterischen, stolprigen Hardcore-Sound. Popige Refrains ala Buzzcocks waren waren bei der Geschwingkeit nur dann drin wenn man sich auf ein einfaches“Aack, Aack Aack” wie bei den Urinals beschränkte. Gerade weil bei der Punk-Antwort auf Hollywood nur Härte erlaubt war und die Szene im Gegensatz zu San Francisco auch keine Art-Rock Bands (SF: Residents, Tuxedomoon) hervorbrachte, konnten Acts wie TSOL, X, Germs, Adolenszens und Flesh Eater ein ganz eigenen Stil entwickeln. Der Stooges Beitrag auf dem Sampler gehört da eigentlich nicht drauf, macht sich aber ganz gut.
Hörer, die Punk 45 hören, hören auch Punk-Sampler mit fotokopierten Covern und alte Black-Flag Mixtapes von 1982.
This Heat positionierten sich genau auf der Erdspalte, die die tektonischen Plattenverschiebung zwischen Prog und Punk hervorgerufen hatte. 1976 gegründet schafften sie es die musikalischen Weiterentwicklung, also dem klassischen oft fehlgeschlagene Experiment aus den frühen siebzigern mit dem radikalen Geist von Punk und den Ideen von Bands wie Cabaret Voltaire zu verbinden. Die Platten von This Heat balancieren immer zwischen Wut, Songwriting, Industrial und völlig freiem Abdriften. Manchmal wagen sie sich in die Sphären den damalige New Wave Elite ala Gang of Four, manchmal klangen sie wie Throbbing Gristle beim Soundcheck. Deceit ist das letzte und zugänglichste der leider nur drei Alben, die This Heat zwische 1979 und 1981 produzierte.
Hörer, die Deceit hören, hören auch die späten Swans, die frühen Swans und die anderen beiden This Heat Alben.
Count Ossi and the Mystic Relevation of Rastafari – Tales of Mozambique
Count Ossi gehört zu ganz den frühen Rastafaria Pionieren und gründete bereits in den 50er die percussive Count Ossie Group. Ska-König Prince Buster war begeistert von Ossi und verhalf ihm Anfang der 60er zu seinen ersten Aufnahmen. Count Ossie war allerdings fast bereits 50 als er Mitte der 70er begann seine Platten aufnahmen. Und zu einer Zeit als sich Bobbie Marley bereits in die Herzen der westeuropäischen Wohlstandsteenager groovte und die Träume von Pauschalreisen an sonnige Strände und ewigen bekifft sein sein evozierte, machte sich Count Ossie an die „Tales of Mozambique. Rastafari, zu sein bedeutet übrigens für Leute wie Count Ossie nicht Rastalocken auf dem Kopf und den Blunt zwischen den Lippen zu tragen sondern es war eine Religion. Tales of Mozambique ist eine spirituelle Platte. Percussion, basaler Reggea-Groove, Saxophon, Jazz, Ethno die Soundphilsophie erinnert oft stark an die frühen Sun Ra Aufnahmen. Alles in allem eine sehr entspannte Angelegenheit, eine Bemerkung zum Thema Drogen wäre jetzt allzu billig.
Hörer, die Count Ossie hören, hören auch Sun Ra oder die ersten von Lee Perry produzierten Bob Marley Alben.
Kendrick Lamar – To Pimp a Butterfly
Kendrick Lamar, Kamasi Washington und Flying Lotus sind die heilige Dreieinigkeit des Brainfeeder-Labels, bewegen sich im Koordinaten-System von Elektronik, Jazz und Hip Hop und haben uns 2014/2015 die wichtigsten Platten auf den Teller gelegt. Musikalisch lebt „To Pimp a Butterfly“ von einem deepen Flow aus Jazz, Soul und G-Funk. Verzichtet aber auf Hammerbeats und zeigt mit dem Finger auf Roots-Künstler wie Gill Scott Heron oder die Last Poets. „To Pimp..“ ist auch ein gewaltiges politisches Statement gegen den grassierenden Rassismus und die Polizeigewalt in den USA. Dafür wird das Album schon jetzt gern mit Meilensteinen wie „Whats goin on“ verglichen. (Äh hüstl, hüstl – wobei ich letzteres nur gelesen habe, da sich mir Compoton-Dialekt von Lamar ehrlich gesagt nicht ganz erschließt)
Washington ist ebenfalls Mitglied der Brainfeeder-Familie und wenn ich mich nicht täusche ebenso wie Flying Lotus irgendwie (zumindest gefühlt) mit Alice Coltrane verwandt. Wenn Kendrick Lamar im Brainfeeder Organigramm den Hip-Hop orientierten Zweig des Labels repräsentiert, ist Kamasi Washington CEO der Jazz Abteilung. Und ich rede nicht von Jazz Light. “The Epic” verbrauchte ein mindestens 50-köpfiges Orchester und einen Chor mit 200 Stimmen – analog und in richtig echt wohlgemerkt. Das fasziniernde an dem Album ist, dass die Platte so klingt, wie man sich Jazz VORSTELLT und zwar im GUTEN. Extrem virtuos, sehr deep, soulful und spirituell. Bilde hierzu bitte einen Satz in dem Miles Davis, John Coltrane und Bebop vorkommen verzichte dabei jedoch auf die Begriffe traditionell, retro, Wynton Marsalis und VS-Swingt.
Jamie xx – In Colour
Schon das Artwork und der Titel des ersten Jamie xx Album verraten, dass jetzt die Sonne in den verwickelten Schluchten von Dubstep City scheint. Das Mastermind von The xx verschraubt und verknotet fortgeschrittene Elektrotechnik, gesampelte Steeldrums, und Sommerhitmelodiesplitter zu spannenden polyrythmischen Tracks. Einige Songs vor allem die von Romy Madley Croft gehauchten klingen wie die nächste Stufe des kühl, minimalistischen The xx Sounds. Jamie hat das The xx Sounddesign bereits mit den Maxis und dem Gil Scott Heron Remixalbum weiterentwickelt. “In Colour” der nächste Schritt, ist warm, popping, melodieselig und wirkt gleichzeitig sympathisch konstruiert und aritifiziell.
The Polyversal Sounds – Invisible Joy
Es gibt per se coole Bandentwürfe, z.B. einfach beim Brainfeeder Label zu signen. Wenn ein Berliner Studiomusiker (Embryo, Lana del Ray! und immerhin Dr. John) mit Musikern aus Ghana eine Fusion aus afrikanischer Musik, Jazz und Folk anstrebt, dann könnte zumindest auf dem Papier schon im genetischen Code des „Projekts“ ein nerviges Post-Hippie-Gefrickel eingebaut sein. Die Polyversal Sounds funktionieren aber als eigenes Konzept. Invisible Joy war meine Sommerplatte 2015 und vielleicht sind PS die originäre multikulturelle uncoole deutsche Happy Sound Band, die wir in Zeiten von Pegida, AfD und Co. einfach brauchen um unsere schlechte Laune zu bekämpfen.
Dan Bejar ist einer diese Waldschrate, die über 10 Jahre knapp unter dem Wahrnehmungsradar fliegen um dann einen kleinen Durchbruch zu schaffen oder Highschool-Lehrer zu werden. „Kaputt“ von 2010 war sein kleiner Durchbruch. Für mich bleibt nach wie vor die Frage unbeantwortet ob der Bandname „Destroyer“ in Verbindung mit dem Albumtitel „Kaputt“ und genialischem Segelschuh-Soft-Pop ein absichtlicher Kalauer war? Poison Season ist viel offensiver, verschwenderischer als der Erstling. Eingerahmt vom Keytrack Times Square fühlt sich Hörer wie ein Besucher eines Musicals in dem ein verpeilter Bruce Springsteen Darsteller sich an einer Bowie Rockoper namens „Fame“ abarbeitet um am Schluß Olivia Newton-John zu heiraten.
Schnipo Schranke – Satt
Satt startet schon mit den beiden Openern als Versprechen auf eine Hörspielcassette mit Musik und den lustigen Abenteuern von Fritzi und Daniela. Ein bisschen tollpatschig, ein bisschen unglücklich verliebt, aber immer wird mit offenen Augen durch die seltsame und fremde Welt gestolpert. Und was sie alles erleben! Vom verrückten Lover in einen Schrank eingesperrt werden, Sperma trinken, sich nicht von den Typen unterkriegen lassen, die sich nicht in die beiden verlieben wollen und zum Schluß gehts mit dem Dampfer nach Panama. Die beiden haben im wahren Leben klassische Musik studiert, deshalb oder trotzdem ist die Musik zu ihren Geschichten poppig, schunkelig und schlagertoll. Und schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn es wieder heißt “Hanni und Nanni im Swingerclub”.
Omar Souleyman hat seine Brötchen die längste Zeit seiner Laufbahn als Hochzeits-DJ in Syrien verdient und dort ca. 500 Cassetten und Platten mit seiner Musik veröffentlicht. Entdeckt und produziert wurde er von Four Tet. Souleyman nennt seinen Stil „Dabke“ , dies sind harte und schnelle folkloristische syrische Hochzeitsweisen. Sie basieren auf einer elektrischen Bozouki, vezichten aber auf elektronische Pimp-Beats. Er ist damit sowas wie ein polyrythmisch orientierter syrischer Andreas Gabalier, der jedoch statt im Königreich der Amöbenhirne im Berghain auftritt. Abwechslungsreichtum ist nicht unbedingt die Kernkompetenz des Albums, dafür geht es ab wie Lumpi. Der Mann hat sein Geschäft gelernt. 5.000 gerockte Hochzeiten können nicht lügen.
New Order – Music Complete
Music Complete steht ganz nah am Acid-House inspirierten 1989er Album Technique. News Order Alben sind seit Power, Corruption & Lies immer Platten mit guten und auch mal weniger zwingenden Tracks und mal mehr oder mal weniger Elektronik bzw. Gitarren. In diesem geschlossenen Universum ist “Music Complete” ein Album mit sehr guten Songwriting und vieeeeeel Disco. Selbst Italo-Disco Albernheiten wie “Tutti Frutti” kriegen charmant die Kurve. Ich würde sagen ca. 3 bestes New Order Album aller Zeiten. Peter Savilles Mondrian-Fachwerkhaus-Hybrid Hülle setze ich gern auf die No. 1. aller New Order Plattencover
Julia Holter – Have You In My Wilderness
Wenn die Platte ein Kleidungsstück wäre, wäre sie ein verwaschenes Kate Bush T-Shirt. Plattencover und Musik sind immer noch wie bei den Vorgängeralben ein wenig verhuschelt aber Julia Holter ist nicht mehr die Zahnfee aus dem Schneewitchenland. Die Songs sind durchscheinend aber strukturierter. “Everytime Boots” ein richtiger kleiner Ohrwurm. Traut euch einfach mal sie beim Yogi-Tee und Adventskranzsingen und Sterne basteln im zu hören.
Die Nerven – Out
Die Nerven wissen es. Plaste weiß es schon viel länger. Eine authentische, gesunde Wut im Bauch holt man sich nur in der Provinz. Out ist ein glassplittrig, scharfkantiges Album ohne artifiziellen Scheiß und Überbau, den sich die Band in Berlin oder Hamburg hätte antrainieren müssen. Mit den Songs, die von ihrem extremen Spannungsgefälle leben, sind Die Nerven heute da wo Sonic Youth 1987 mit Evol standen, also kurz vor dem ganz großen Ding. Passend dazu wurde die Band 2015 als Authentizitätsexot durchs gelangweilte Feuilleton geschleift. Das gleiche passierte ja Trümmer letztes Jahr. Egal, liebe Nerven wenn ihr mal das Gefühl habt, dass euch der Wut-Akku ausgeht, dann kommt immer gern nach Villingen-Schwenningen in schwäbische Heart of Darkness, zum Aufladen.
Alabama Shakes – Sound & Color
Die erste Platte der Band habe ich einfach ignoriert, weil ich nichts weniger brauchen kann wie Southern Rock orientierte Bands als Vertreter der Staubfängerfraktion im großem Vinylmuseum. Aber Albama Shakes sind wirklich nah dran am Blues und ganz weit weg von der Beck’s -Bier Seeligkeit eines Joe Cocker. Sängerin Brittany Howard presst, kämpft quengelt quietscht, grunzt sich durch die Tracks – dafür hat irgendjemand mal das Wort Authentizität erfunden. Die Musik, ja doch Southern Rock, Psychedelic und rumpeliger Stax-Soul. Die Songs, spannungsgeladene Knallerbsen im Hintern von Jack White.
Kurzkritiken
Grimes – Art Angels: Erster Eindruck: Minnie Maus ist ins Lego Musikstudio eingedrungen und spielt dort Rihanna. Zweiter Eindruck- die best gestylteste Musikerin bereitet sich mit Hammermelodien auf die große Stadiontour in Banksys Dismaland vor.
Tame Impala – Currents: Neben dem Hit des Jahr noch viel mehr supermelodien Synthiemeldien mit ganz viel warmer extra Käsesoße obendrauf.
Gang of Four – What Happens Next Ein dunkel monolithisches Weiterdenken ihres Post-Punk Erbes.Und mittendrin nölt auch och Herbert Grönermeyer rum und das irgendwie noch gut.
Ata Kak – Obaa Sima Aufgenommen 1994 im Wohnzimmer. Als Cassette von „Awesome Tapes of Africa“ jetzt (wieder) entdeckt. Gnadenlos hochgepitchter Highspeed Hip Hop Marke Ata Kak. Echte Nerds kaufen das Album natürlich als Cassette.
The Weeknd – Beauty Behind the Madness Abel Makkonen Tesfaye alias The Weeknd hat verkündet, daß er der Michael Jackson seiner Generation sei. Richtig! Seine dunkel schillernden RnB Tracks sind nicht nur zur Unterlegung für Herrenparfüm Werbung geeignet sondern auch als Soundtrack dieses gruseligens Jahres
Led Zeppelin I
Wir befinden noch in Sechzigern, als Gegenbewegung zur aufgepimpten George-Martin Psychedelia, quasi als ehrliches und erdverbundes Vintage-Ding entdecken viele Bands den Blues. Für ein Erstlingswerk ist die Platte extrem vielschischtig und lebt vor allem vom Bluesrock und den brachialen Mörderriffs von Jimmy Page. Ansonsten ist schon alles da, was die Supergroup durch die Siebziger führen wird, z.B. Dazzed and Confused.
Led Zeppelin II
Das Opus Magnum, auf dem ständig alles gleichzeitig passiert. Laut – leise. Tempiwechsel. Heavy-Rock und Balladen. Virtuosität – straighte Knaller. Nie weit weg und doch ganz woanders als Prog-Rock. In jedem Songs mehr Ideen als im Black Keys Gesamtwerk. Including the 15 best Guitar-Riffs ever. Allerdings gibt es leider keinen anderen Geniestreich der Popkultur mit einem so affendämlichen Cover. Auf babydurchfallbraunem Hintergrund ist die Silhouette der Hindenburg montiert darüber liegt eine Sepia-Fotografie von Zeppelinfahrern natürlich mit einmontierten Gesichtern der Band. Der Schrift darüber ist ein Airbrushverbrechen, das heutzutage in Sekundenschnelle mit Word-Art herzustellen wäre. Beim nächsten Remaster sollte man sich vielleicht auch mal das Cover anschauen (kleiner Tip an Jimmy Page)
Led Zeppelin III
Die Platte mit dem Tarzanschreilied am Anfang. III wirkt dunkler, feucht-funkelnder manchmal auch folkiger als die beiden Vorgänger. Die Songs und der Sound sind von allen drei Alben am geschlossensten. Bei allem Respekt für die Heavy-Blues Klassiker der ersten beiden Alben, ein bißchen patiniert wirkt das Material von I und II inzwischen doch. Zep III ist von allen Alben deshalb das zeitloseste und könnte auch 2015 noch als Indie-Knaller durchgehen. Das farblich reduzierte post-psychedelic Cover mit interaktiver Drehscheibe ist übrigens auch große Klasse – call it Stadionrock.
Led Zeppelin IV
John Bonham ersetzte man durch einen 2m großen Gorilla, der direkt an einem Testosteron-Tropf hing. IV ist die perfekte Blaupause für ein ROCK-Album, angetrieben durch knochentrockene Drums und nie ging Robert Plant so ungebremst nach vorn wie auf diesem Album und zwar von 0 auf 100 in sechs Sekunden Hey, hey, mama, said the way you move.Gonna make you sweat, gonna make you groove. Hatte ich schon erwähnt, dass ganz nebenbei noch die größte und deshalb leider auch abgenudelteste Rock-Ballade aller Zeiten auf dem Album ist. Hatte ich nicht? – da seht ihr mal.
Led Zeppelin – Houses of the Holy
Wirkt irgendwie nicht so bedeutungsschwanger wie die Vorgängerwerke und wurde von der Kritik trotz solcher Großtaten wie “Dyer Maker” oder “Over the Hills and far away” zerissen. Tja in den Siebzigern war die Anforderungslatte an Bands noch etwas höher. Man erwartete neben ca. 1,5 Alben + 2 Welttourneen pro Jahr natürlich auch eine grundsätzliche Weiterentwicklung der Musik. Neben dem hohen Output war leider auch die stressbedingte Mortalität bei den Bands damals höher. Nichtsdestotrotz ist Houses of the Holy ein Album mit dem Jack White seine Rente finanzieren könnte. Neben Led Zeppelin III ein stiller Held im Gesamtwerk.
Led Zeppelin – Physical Graffiti
Die Platte ist ein stampfender, dampfender Monotlith. Ein Blues gespielt mit modrigen Knochen, die Jimmy Page im Missisipi Delta mit seiner doppelläufiger Danelectro persönlich ausgrub. Auf der Platte wurde außerdem das “Kashmir”-Riff erfunden, das in vielen landwirtschaftlichen Betrieben seitdem auch zum Umpflügen von Äckern benutzt wird. Nach Veröffentlichung der Platte schlug ein Komet namens “Johnny Rotten” auf der Erde ein und tötete alle Dinosaurier mit säurehaltigem Zynismus.
Led Zeppelin – Presence
Man hat den Eindruck die siebziger Jahre haben Led Zeppelin nun auch in die Knie gezwungen. Presence ist tonnenschwerer Blues-Hardrock, der von der Supergroup innerhalb sympathischer 12 Tage in München fast live aufgenommen wurde. Die Studiozeit war begrenzt weil die Stones, auch 70er Jahre Burnout-Opfer, das Studio ebenfalls gemietet hatten. Aus heutiger Sicht ein gutes Rock-Album, nur merkt man der Band an, dass der Wille zur Weiterentwicklung und der Esprit hier erstmalig einer Müdigkeit gewichen ist.
Led Zeppelin – In Through the Out Door
Der Produktionsprozess der Platte war überschattet vom tragischen Tod von Robert Plants Sohns, der Drogensucht von Jimmy Page und dem überbordendem Alkoholkonsum von John Bonham. Also übernahm John Paul Jones und produzierte ein Keyboardlastiges Album, das bei einer Fortführung der Band unter „geht so“ abgelegt worden wäre. Konnte 1979 neben den Großtaten der Großtaten von Band wie Talking Heads, Gang of Four & Co. aber nicht mehr bestehen.
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