Hässliche, geschmacklose Cover sind nicht nur das Revier von Karnevalcombos, „Amigos“-Coverbands oder Ü50-Punkacts. Plaste präsentiert die hässlichsten Plattencover von Bands und Acts, die musikalisch durchaus in der High-End Liga gespielt, aber den Art-Director auf dem Rastplatz vergessen haben.
Pink Floyd – The Endless River
Die Band: Die Cover von Pink Floyd Platten sind durch die Designer von Hypognises selbst zu Ikonen geworden. In den besten Momenten von Musik und Design wurde die Pink Floydsche Entfremdung und Dystopie kongenial umgesetzt. Auch beim Spätwerk als die musikalische Kreativität etwas ähem nachliess blieben die Cover immer Hingucker.
Das Cover: Die Restfloyds hatten bei einem dicken Joint beschlossen die Bänder aus den Division Bell-Sessions ein wenig aufzupimpen und mal wieder was Geiles rauszuhauen. Reste Ficken eben. Leider war die Tüte selbst für die 50% Restfloyds zu groß und sie vergaßen ein Plattencover zu bestellen. Der Abreißkalender beim Yoga-Kurs in der Volkshochschule und ein CD-Cover für Entspannungsmusik zum Tupperabend bildete letztendlich die Inspiration für den „Wolkenpaddler“
Beach Boy – Pet Sounds
Die Band: liess sich in den frühen Sechzigern gern gut gelaunt mit mit Surf-Brett unterm Arm fotografieren. Sie waren früh dran in diesem Jahrzehnt und Brian Wilson haute einen einen Hit nach dem anderen raus. Zum Zeitpunkt des Releases von Pet Sound wetteiferte er bereits mit den Beatles um die Krone des Pop-Innovators. Der Rest der Boy war not amused über die komplexen Harmonien des Albums, machte aber noch gern mit solange der Rubel rollte. Pet Sounds ist die „Teenage Symphonie to God“, die Smile nie wurde. Gilt als eines der besten 10 Alben aller Zeiten.
Das Cover: „Jo, Jungs, wir werfen die Surfbretter jetzt in die Ecke und zeigen der Welt, dass wir größer sind als die Beatles“. „Alles klar – haben die Beatles schon mal was mit Ziegen gemacht?“ „Ne“ “ Na dann“. Ich habe keine Quelle im WWW gefunden, die erläutert, wer auf die komplett dämliche Idee kam die Boys in den Zoo von San Diego zu fahren und mit beim Ziegen füttern zu fotografieren. Zu Recht hat der Ideengeber dafür sämtliche Spuren und Zeugen beseitigt.
Grateful Dead – Go to Heaven
Die Band: Hippie-Ikonen mit riesiger Deadhead-Fanbase und dem Hang, live ihre Stücke gern mal auf 20 Minuten zu dehnen. Für die einen Hippiegeduddel für die anderen eine semispirituelles Erlebnis. Plattencover und vor allem Live-Plakate ließ man sich gern vom Psychedelic-Künstler Stanley Mouse designen. Rum um sein Skulls & Roses Plakat bildete sich so etwas eine Grateful Dead Corporate Identity.
Das Cover: Der Art-Director war ein großer „Flippers“ oder „Münchner Freiheit Fan“ Er steckte die Deads in weiße Anzügen und stellte den Ventilator im Studio an. Man wollte damit eine neue Zielgruppe von Hausfrauen erreichen, die auf Adult-Soft-Rock standen. Außerdem hieß die Platte hieß „Go to Heaven“ und da ist es windig und man trägt Weiß. Kennste, kennste.
Emerson Lake & Palmer – Love Beach
Die Band: Das Markenzeichen von ELP waren endlose Truck-Kolonen, die das Equipment der Klassik-Proger durch die Welt kutschierten. Wenn die drei auf Tournee waren, gingen weltweit die Trockennebel-Reserven zur Neige. Kein Solo war ELP zu lang, kein Football Stadion zu klein. Kein Klassik-Komponist zu heilig um nicht durch Keith Emersons Orgel gewurstet zu werden.
Das Cover: Die drei hatten 1978 eigentlich schon keinen Bock mehr auf sich selbst. Also schipperte sie die Plattenfirma nach Nassau. Das half zwar nicht zu neuen Ideen, aber das Gras war lecker und Sonne schien den ganzen Tag. Und da just auch Gerry Rafferty und Roger Whitacker zum gleichen Zeitpunkt für Fotosessions in Nassau weilten, schnappte die Record-Company gleich noch die drei braungebrannten Burschen. Verpasste Ihnen Fönfrisuren, tönte die Spitzen und fertig. Vom Cover grinsen uns drei schwiegermutterkompatible Yacht-Rocker an und das ist mit Abstand immer noch das erfrischendste am ganzen Werk.
Kiss – Lick it up
Die Band: Auch hier haben wir es mit einer Stadion füllenden Band zu tun, die über ein klares Wiedererkennungsmuster verfügte. Weltweit bekannter (und besser) als ihre Musik ist ihr Superhelden-Trash Outift. Die vier Comik-Charaktere, der Typ mit der Zunge und das Feuerspucken standen für die Einführung des Corporate Designs im Pop. D.h. man konnte Kiss-Fan sein, Bravo-Starschnitte und Autogrammkarten sammeln ohne sich ihren Durchschnitts Hardrock anzutun.
Das Cover: Es ging definitiv um ein Comeback im beginnenden MTV-Zeitalter, zu Anfang der 80er. Warum sie sich dazu nicht als Kiss, sondern im Look einer Bon-Jovi Coverband aus Ost-Mecklenburg Vorpommern präsentieren, weiß der Geier. Mit dem Airplay hat es zwar geklappt, aber die Konzerte der fleischgewordenen Fönfrisuren waren mit durchschnittlich 5.000 Fans nur etwas besser besucht als eine Schlagershow beim Dorffest in Arschritz/Sachsen
Rolling Stones – Dirty Work
Die Band: War zu Beginn der 70er Blaupause für abgefuckte Coolness. Drogen, Fotomodells, Keith und ihr knochentrockener Blues-Rock, ließen sie bis zu Punk als härteste, verrufenste und dreckigste Band der Dekade durchgehen. Ihre Plattencover wurden aus schonmal von Andy Warhol (Sticky Fingers) gestaltet. Die unsprüngliche Plattenhülle von Baggars Banquet landete auf dem Index und kam entschärft als langweile Typographie-Lösung in die Läden.
Das Cover: Na ja, es waren die 80er und die Jungs hatten die „Wir -sind-alt-und-brauchen-das-Geld-eh-nicht“ Haltung noch nicht lizensiert. Duran Duran, Culture Club und Spandau Ballett verfügten über den besseren Friseur und propagierten Klamotten, die sie zu ihrer Zeit als New Romantics zum Teil selbst kreeirt hatten. Sprich: Sie bestimmten das Agendasetting der Popmode. Und was kann es schon schaden, wenn die alten Herren von den Stones noch schnell auf den Zug aufspringen. Man war ja selbst mal jung und Rolemodel. Die fünf im Teletubbie-Look sehen dabei aber nicht wirklich glücklich aus. Charlie Watts besorgte sich vorsorglich ein Hemd in der gleichen Farben wie der Teppich. Aber eine wirkliche Tarnung bot auch das nicht.
Cale/Eno – Wrong Way Up
Die Musiker: Interessanterweise beides ausgeprägte Egos, die aber ihn ihren Band vor einem noch größeren Ego das Handtuch werfen mussten. Brian Eno wurde von Brian Ferry bei Roxy Music herauskomplimentiert. John Cale zog gegen Lou Reed bei bei Velvet Underground den kürzeren. Die beiden trafen sich Anfang der 90 um „Wrong em up“ aufzunehmen. Obwohl es im Studio öfters gekracht hatte, kam ein wunderschönes Artpop Album heraus. Leider so zeitlos, dass es seit fast 30 Jahren konsequent unter dem Radar fliegt.
Das Cover: Na ja, die Dolche stehen wohl symbolisch für die Spannungen zwischen den beiden. Ansonsten hatte der Azubi in der Berufsschule einen Word-Art Kurs absolviert und durfte sich kreativ austoben. „Hier nochmal ein Bild von Eno. Oh Mensch, in den Ecken haben wir ja noch gar nichts, schnell noch ein Portrait von John Cale rein. Yippie, in Clip Art gibt’s geile Blitze, die ich sogar einfärben kann. Der roten Rand sieht noch so nackig aus, na dann hauen wir da halt noch den Titel rein. Kann nix schaden, falls die Platte mal verkehrt rum einsortiert wird.“
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