A-Seite
Opener ist Tame Impalas “Let it Happen” ein Synthiepopklopfer mit Extraportion Käse obendrauf. Immer wenn Du denkst “jetzt ist aber gut” packt Kevin Parker noch Synthie oben drauf. Geht 7:46 fühlt sich aber höchstens an wie 3:25.
Jamie xx sampelt bei I Know There’s gonne be (Good Times) die Persuasions und Young Thug steckt dem Track noch eine Dancehall-Rakete in den Hintern. Hat immer noch jemand schlechte Laune? “Sunday Candy” von Donnie Trumpet and the Social Experiment hält was der Titel verspricht, nämlich einen Spaziergang durch die Süßigkeitenabteilung des Ponyhofs -natürlich an einem Sonntag. Julia Holter die Zahnfee aus dem Spinnwebenwald war 2015 poppig wie nie, wir kredenzen “Everytime Boots”. In der Spielwarenabteilung bei den Kindersynthies finden wir Grimes, die Minniemaus aus Dismaland. California ist eine hochgepitchter neonfarbener RnB Track, den Rihanna nicht mal mit dem Taschentuch anfassen würde. Und wir drehen noch weiter auf. Ata Kak hat seine Cassettenproduktion Obaa Sima bereits 1994 aufgenommen, in 50er Auflage veröffentlicht und musste 20 Jahre auf seine Entdeckung durch “Awesome Tapes from Africa” warten. Der gleichnamige Track ist ein hyperaktives Amalgan als Highlife, Hip Hop und purer Lebensfreude. Schnipo Schranke sind die “Thelma and Lousie der Generation Vice”. Ja Nun, ein Lehrstück in aktiver Liebeskummerbewältigung. Triggerwarnung: Die beiden kommen auch hier nicht ohne explizite Inhalte aus. Das Tape bitte auf weihnachtlichen Familienfeiern evtl. schon vorher umdrehen.
B- Seite
Plattenbau O.S.T. ist ein körniger schwarzweiß Film “.. wir düngen unsere Akne mit Billigschnaps…” über eine Jugend voll Hoffnungslosigkeit. Jeder Reim von Zugezogen Maskulin eine Gebrauchsanleitung für die Heranzucht von Pegida-Deppen in Trabantenstädten. Es folgt ein schöner Hip Hop Übergang vom Ossi- zum alltäglichen Ami-Rassismus. “King Kunta” von Kendrick Lamars Überalbum “To Pimp A Butterfly”. Als ich klein war habe ich mich gefragt, was wohl aus den ganzen Punks wird, wenn die mal 50 sind. Die Fehlfarben gaben uns 2015 die Antwort “So hatten wir uns das nicht vorgestellt” ist eine Düsseldorfer Karnevalspolonaise gebildet aus Midager Punks in bauchspannenden „Dead Kennedies“ T-Shirts und verblichenen “Sid Vicious”-Buttons , die rückblickend überraschend feststellen “dass sie nackt in der Zukunft standen, die keine war” Damit wäre das auch geklärt. Echtes Mixtape-Gold, vor allem für eine weibliche Zielgruppe ist “was von Kamasi Washington”, es zeigt dass ihr echte Auskenner und kein Indie-Hampelmänner seid, im besten Fall sogar beziehungsfähig. Ich empfehle den wunderschönen Jazz-Chanson “Cherokee”. Sagt der eine “Viet Cong” Typ zum anderen “Mensch lass uns doch mal was mit nem tollen Cure Intro machen und Continental Shelf nennen”. Sagt der andere von Viet Cong zum einen, so “ Ja, aber nur wenn ich den Krach von The Jesus and Mary Chain verwenden und mir einen Refrain ausdenken darf, für den Interpol ihre Joy Division Sammlung verschenken würden. Dann kommen wir bestimmt aufs Plaste-Mixtape”. Da hat man es nun mit Müh und Not geschafft sich an den ganzen Internetkram zu gewönnen und dann kommen die Nerven daher und negieren mit iPhone, einem Kracher vorm Herrn den ganzen Quatsch. Müssen Hipster jetzt wieder Briefe schreiben? “Another Rainy Day” von Leather Nun bildetet einen würdigen Abschluß des Mixtapes. Wir sehen einen alternden Byker vor seiner Wellblechhütte in der er low-rotation Ersatzteile hortet. Seine Haare sind mit Motoröl zurückgekämmt. Er wischt sich eine Träne aus dem bartstopeligen Gesicht, wir sehen kurz eine Tätowierung auf seiner Hand “Mandy”.
Und schon ist die Cassette rum. Hätte ich eine C90er zur Hand gehabt, wär noch was von Sufjan Stevens, Courtney Barnett, Destroyer, Deafheaven und Antilopen Gang drauf.
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