Geil abgeliefert

Wolf Haas Brennerove Element of Crime Lieblingsfarben und Tier Aphex Twin SyroPünktlich zur Jahreszeit in der unsere Hemden verschmiert sind mit Kürbissuppenflecken, in der wir auch mal gern zu unserem Bio-Tee aus Steinguttassen ein Kerzlein auf den Tisch stellen und auf die ersten Nikoläuse im Müller-Markt warten, liefern altbekannte Künstler geil ab und zwar in bewährter Qualität.

 

Wolf Haas – Brennerova

Wolf Haas BrenneroveEs gibt zwei Krimiserien, die man getrost komplett blind kaufen und lesen kann. Das sind zum einen die Jack Taylor Romane von Ken  Bruen und  eben alle Brenners von Wolf Haas. Beide Helden agieren in unbeutenden aber authentischen Nischenhauptstädten in Europa und beide haben es ob ihrer Ehrlichkeit und Verschrobenheit nicht lange im Polizeidienst ausgehalten. Jack Taylor kämpft sich  mit schwarzem Humor und alkohl- und kokaingetränktem Zynismus durch Dublin.  Brenner ist zwar völlig nüchtern aber immer großmütig und gerät in Wien als scheiternder Charmeur und kauziger Bauchgefühlermittler immer wieder in Lebensgefahr.  Für alle, die ihn nicht kennen: Brenner Geschichten werden immer von einem unsichtbaren Dritten erzählt. Oder besser, kommentiert. In lakonisch wienerischer Art, serviert er Abenteuer, Romanzen und Unterweltfiguren . Für alle, die ihn kennen: Ja, es ist wieder was passiert. Diesmal treibt’s den Brenner durch die halbe Welt und natürlich voll rein in die Wiener Unterwelt. Und alles nur, weil er liebeshungrig in einem Partnerportal nach russischen Frauen sucht. Der Erzähler meint gleich am Anfang, dass er das hätte lieber sein lassen sollen. Ich meine: Gut, dass er  es gemacht hat, dass er sich wieder hat ausrauben und prügeln und von den Frauen enttäuschen lassen, auch wenn er nun schon in Rente ist.  Alte Freunde bleiben eben alte Freunde auch wenn Sie im Ruhstand sind.

 

Element of Crime  – Lieblingsfarben und Tiere

Element-of-Crime-Lieblingsfarben-und-TiereWenn ich Sven Regner wäre, würde ich meine Platten immer im Herbst veröffentlichen.  Weils halt passt, die ersten Blätter, der Nebel, die melancholische Chanson-Schunkelei und wenns mal nicht weitergeht kommen ein paar Mariachi-Bläser um die Ecke und retten den Song. Wenn’s im Leben nur auch immer so einfach wäre, obwohl ich daran zweifele, dass Mariachi -Bläser da wirklich immer funktionieren. Wenn ich einen Schulaufsatz mit dem Thema “Warum man Element of Crime mögen muss” zu schreiben hätte, wüsste ich was ganz oben zu stehen hat. Ich mag EOC, weil sie Sätze singen wie: Je länger man kaut, desto süsser das Brot / Irgendwas ist immer/ Irgendwas ist immer/ Und Liebe ist kälter als der Tod” Weil ich zwar Vers für Vers verstehe, aber nicht wirklich den Zusammenhang. Aber irgendwo fühlt mans doch, weils eben was mit verdammten Herbst zu tun hat. In dem Moment setzen die Bläser ein und alles ist klar.

 

Aphex Twin –  Syro

aphex twin syroPasst thematisch nicht unbedingt zum selbstgetöpferten Teeservice. Aber Richard James hat nach 13 Jahren Pause abgeliefert. Was ja, wenn man Titel wie “Der Mozart der elektronischen Musik” trägt durchaus problematisch sein kann. Syro ist aus den Corporate-Sound Bausteinen von Aphex Twin gezimmert. Hyperaktiven Beats die vor sich hinfrickeln, lossprinten, versuchen auf die 12 zu gehen und Bedarf wieder komplett ausmäandern. Gebettet auf Satie-artigen Melodieminiaturen, die aus kleinen Kinderuhren kommen, die die verrückte Oma im Schrank versteckt hat. Syro ist dabei straighter und verzichtet auf Hitartiges (Windowlicker) oder freakiges (Donkey Rubarb) . Aber es passt alles weil der Herr Twin es eben kann. Beim Hören habe ich immer das Bedürfnis die Platte gleich nochmal anhören zu wollen und auf gar keinen Fall jetzt auf andere Musik zu wechseln (einen Switch zu Element of Crime kann ich nicht empfehlen), oder die Stücke auf gar in eine Playlist reinzuwursten. Syro ist eine Operette über ritalinsüchtige Orang Utans, die beim Klavierunterricht davon träumen in einer Ibiza-Disco auf Brenners Hochzeit als Marichia-Kapelle aufzutreten.


Lese Bonus – Scheisse abgeliefert

U2- Das Apple Dings

U2 Songs of InnovcenceU2 stehen für alles was in der Popkultur in den letzten 50 Jahren an Verlogenheit und Beliebigkeit zum Konsum angeboten wurde. Das verzweifelte Aufspringen auf den New Wave Zug, Joshua Tree, die Besuche beim Papst und allen korrupten Politiker, bei 10 ihren Lobbyisten nicht finden konnten. Bono, das muß man ihm lassen, hat es es immer geschafft, trotz sehr bescheidener Kreativität und Talent sein milchstrassengroßes Ego zu masturbieren. Dabei war ich  bisher immer froh, dass der Typ nicht als Sohn einer Diktatoren-Dynastie geboren wurde, weil Musiker machen ja im Grunde keinen Dreck. Aber jetzt für 100 Mio Euro den aktuellen Schrott an Apple zu verkaufen und dann direkt Millionen iTunes-User hinterherzuwerfen wie das verschimmelte Pausenbrot vom Klassennerd, dafür gibt es im deutschen eine schöne Bezeichnung: Dummfrech.

 

Pink Floyd – die letzte Letzte.

Pink Floyd the endless riverDie Platte ist noch nicht draussen. Aber wenn 50% Restmitglieder versprechen die Out Takes des letzten und schlechtesten Alben nochmal aufzubrezeln, ist schon eine Sackkarre voll Optimimus nötig um mit einem Ergebnis ala 70er Jahre zu rechnen. Ääääähm, und dann wollte ich nur noch sagen, ich hätte das Cover nicht vorher veröffentlicht.  Die musikalischen Versprechen hinter solchen Kunstwerken gehen eher in Richtung esoterische Meditationsmusik mit gesofteten 80er Jahre Synthies für den veganen Yogakurs im Kurhotel am Titisee. Die Melodieführung übernehmen in diesen Fällen meistens eine odere mehrere Panflöten. Vielleicht ist es aber auch einfach nur klug von den alten Herrschaften die Erwartungshaltung brutal nach unten zu pressen, damit wir dann alle sagen können. “Oooooch jooo eigentlich doch ganz, o.k. Vor allem das Planflötenorchester am Ende des vierten Stücks. Ochh passt doch irgendwie zum Wetter. Von dem Typen, der das Cover gemacht hat, gibt’s auch nen coolen Abreisskalender. Willstee nochn Yogatee?”

 

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