Joe Strummer hat es auf den Punkt gebracht, als er die Punk-Szenen in den Metropolen beschrieb „ New York has the Haircut, London the Trousers and Belfast the Reason“. Nordirland wurde Ende der Siebziger von einem brutalen Bürgerkrieg gebeutelt, der über 4.000 Menschen das Leben kostete.
In Glenn Leyburn, Lisa Barros D’Sa Biopic “Good Vibration” beschliesst Alt-Rocker/Hippie Terry Hooley mitten im Krisengebiet von Belfast einen Plattenladen zu eröffnen um mit der Kraft von Reggae ein wenig good Vibrations in den Konflikt zu bringen. Soweit so gut – bis ein pickliger Teenager in den Laden kommt und nach „Orgasm Addict“ von den Buzzcocks fragt. Hooley erkennt, dass der Nihilismus und der DIY-Charakter des Punk wie zugeschnitten sind, auf die Situation in Belfast. Er beschließt Punk-Bands zu fördern und ihre Platten zu veröffentlichen.
Eines Tages marschiert dann ein total angepisster Feargel Sharkey mit seinen Mannen von den Undertones in den Plattenladen und beschwert sich, dass er kein Feedback auf sein Demotape bekommen hatte. Der Rest ist Geschichte. „Good Vibrations“ lebt von der Figur Terry Hooley, der die komplette Verkörperung des herzblutverspritzenden Spinners ist, der seine Mission über alles andere stellt. So verkauft er die Lizenzrechte der Undertones-Single „Teenage Kicks“ für 500 Pfund weil er der Meinung ist, dass der Songs nicht ihm sondern allen Menschen gehört.
Ja und jetzt höre ich natürlich die Einwände aller Triefnasen und Arthousekinozombies und gebe ihnen recht, nein der Film ist keine kritischdramatische Reflektion des Bürgerkriegs, nein auch die Beziehungskrise von Terry Holley macht uns keine Angst, weil wir wissen wie der Film ausgehen muss, und ja der Film hat eine eher konventionelle Erzählstruktur. Aber auch ja: „Good Vibrations“ ist eine großartige Komödie mit tollem vielschichtigen englischem Humor und voller Popkultur-Zitate. Wie schön ist der Moment als John Peel in seiner BBC-Radioshow „Teenage Kicks“ zweimal hintereinander spielt, Hooley vor Begeisterung auf die Strasse läuft um dort von einem gleißend hellen göttlichen Licht illuminiert zu werden. Allerdings ist die Lichtquelle nicht himmlischen Ursprungs. sondern kommt von einem englischen Armee-Helicopter.
Die Produktion, ist eine Hommage an alle die donquichottehaft gegen die Idiotie des Lebens anrennen, alle die wie Hooleys Vater (Ein Kommunist der 10 Wahlen verloren hat) der Meinung sind, dass man um im Leben zu gewinnen, nicht unbedingt einen Sieg erringen muß, an alle die immer wieder aufstehen weil sie wissen wo sie hinmüssen und hingehören. Und natürlich auch an den echten Terry Hooley . Was der so macht? Der steht natürlich immer noch in Belfast im „Good Vibrations“ Laden, obwohl er bereits viermal Insolvenz anmelden musste. Wo sonst?
Good Vibrations lief am 8. Mai an und wird mit Sichertheit nicht in den VS-Kommerzkinos, wohl aber im Kommunalen Kino im Capitol laufen.
P.S. Natürlich höre ich sei einer Woche nicht anderes als „Teenage Kicks“ von den Untertones, der Single die John Peel die besten 2 Minuten und 18 Sekunden seines Lebens beschert hat.