Das plötzliche und überraschende Auftauchen der Sonne schreit förmlich nach persönlichen Soundtracks zum Blitzfrühling. Plaste präsentiert sechs Frühlingsevergreens für alle die Wespen im Hintern, Schmetterlinge im Bauch und eine schräge Melodie auf den Lippen haben.
The Thermals – No Culture Icon
Thermals Sänger Hutch Haris hört sich an als hätte er sein Micro mit Schleifpapier umwickelt um es vor der Energie des Songs zu schützen. „No Culture Icon“ brettert so dermassen nach vorn, dass weder Sänger noch Publikum zum Lufholen kommen, wozu auch. Im Fußball nennt mal sowas „Mörderpressing“. Inhaltlich eine Kritik an der Kunstszene, die am Schluß doch noch zu einem Lovesongs kippt. (Eyes so deep, You’d never see through,I can’t fucking stop, Thinking about you), Und das alles in zwei Minuten.
Genre: Punkpop erfunden von Ray Davies und zur Marktreife weiterentwickelt von Pete Shelley (Buzzcocks 1978/ 79)
Undertones – Here comes the Summer Hier gilt das gleich, wie für „No Culture Icon“ nur ohne das Schleifpapier
Aztec Camera – Oblivous
Nach all den Experimenten des Post-Punk entwickelte sich in Glasgow mit den Bands des Postcard-Labels ein rückblickendes Verständnis auf den puren Pop. Ein Bericht über die 19-jährigen Wunderknaben Roddy Frame von Azetec Camera und Edwyn Collins von Orange Juice inspierte mich, damals selbst 19, dazu mein eigenes Wunderknabenpotential zu testen und Plaste zu gründen, was hier jetzt aber überhaupt nichts zu Sache tut. Oblivious ist wunderbarer, blauhimmlig, gutgelaunt verliebter Folk-Pop und obendrauf gibt es noch ein euphorisierend gezupftes Akustikgitarren-Solo.
The Gun Club – Sexbeat
Kein Frühlingshit sondern entworfen für heiße, schwüle Augusttage für ein Meeting mit Creedence Clearwater Revival in der Kaffeküche der Hölle. Jeffrey Lee Pierce singt über Begierden und Sehnsucht. Den Kampf um deren Erfüllung und davon, dass das man dabei immer scheitern wird. Und an dieser Stelle freue mich jetzt ganz besonders eine der prägnantesten Songzeilen ever hier zitieren zu dürfen.
I, I know your reasons and I, I know your goals
We can fuck forever, but you never get my soul.
Scott Walker – Jackie
In den frühen Sechzigern startete das Teenie-Idol mit den Walker Brothers als Traum von Schwiegermüttern und Schwiegertöchten mit Schmalzballaden und flockiger Fönfrisur. Bis zu seinem Tod veröffentliche er durchschnittlich alle 8 Jahre Alben, die gemeinhin als „interessant“ bezeichnet werden und dies allerdings auch waren. Ende der sechziger jedoch war eine coole Sau und pumpt den Brel Song so dermassen mit Euphoriehormonen auf, das jedem Business-Motivationstrainer dabei die notorisch rote Farbe aus dem Kopf getrieben wird.
Genre: Powerchanson, Erfinder Jaques Brel. Weiterentwicklungsversuche in den 70ern durch Reinhard Mey und in den 90ern durch Blumfeld
Fleshtones – Let’s see the sun
Der Song ist so ungeduldig, dass er keine Sekunde auf den Catchy-Refrain wartet. Das Orgelintro startet mit dem Refrain, den Peter Zeremba gleich nochmal für alle singt, die es nicht mitbekommen haben. Würde ich bei so einer Melodie auch machen. Die Fleshtones gehörten zur ersten Generation der 60er Jahre Retro-Psychedelic Beat Bands. Ich hätte „Let’s see the Sun“ gern auf dem Soundtrack zu „Easy Rider“ gesehen
Genre: Psychedelicsunshinepop, Erfinder Sky Saxon, wurde in den letzten 30 Jahren nicht wirklich weiterentwickelt, war auch nicht nötig.
Let the sunshine in!
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