Drei Killer, keine Filler

Kurzfilmabräumer und übersehene Perlen

Nach akribischer Auswertung der Zuschauerergebnisse des Schwenninger Kurzfilmfestival 2011 sowie des Applauso-meters bei unserem Open Air,  hier die Kurzfilmabräumer und Hidden Champions des letzten Kurzfilmjahrgangs. Am Schluß des Artikels dürft ihr euch sogar noch die Filme angucken.

Drei Abräumer – Geliebt, gewählt und beklatscht

Der kleine Nazi

Der Abräumer im Familienprogramm, der schon in der vierminütigen ZDF-Aspekte Netz-Version funktioniert. Und der eigentlich in der Vollversion schon Spielfilmcharakter hat, sich Zeit nimmt und dabei die üblichen  Längen entwickelt könnte. Aber dafür ist er dann wieder zu professionell und clever produziert. Ich erwarte Regisseurin Petra Lüschow demnächst im Abspann eines Tatorts zu finden und finde das auch gut so.

 

Hanging arround

Zielgruppenübergreifender Multifunktionsfilm, macht sowohl im Abendprogramm als auch Kinderprogramm was her. Ist ein bisschen bös ein bisschen lustig und überrascht am Schluß. Geht außerdem nicht länger als drei Minuten – Kurzfilmoptimum erreicht – mehr geht nicht. Regie: Sebastian Wolf

 

Nun sehen Sie Folgendes

Der erste Film von Stephan Müller, mit dem er sich aus seinem selbst geschaffenen High-Speed-Assoziationsghetto befreit, das er mit dem unglaublichen Wahnsinnsteil „Fliegenpflicht für Quadratköpfe“ selbst geschaffen hat. Stephan Müller ist aber immer noch Schnelldenker und vor allem funktioniert der Humor in „Nun sehen Sie Folgendes“ nicht nur bei Zuschauern, die irgendwann in ihrem Leben mal einen Film gedreht haben. Weil es noch Gerechtigkeit auf der Welt gibt, hat er dafür den Deutschen Kurzfilmpreis in der Kategorie bis zu 5 Minuten bekommen. Es wäre wünschswert auch seinen Namen mal im Abspann eines Tatorts zu lesen.

Der Film auf Vimeo

 

Übersehen und beschimpft Kurzfilme, die man sich besser nochmal anschauen sollte

External World

0 Punkte beim Schwenninger Publikum. Verhaltener Applaus und eine kleine Rechtfertigungs-Diskussion für David O’Reillys 17minütige Pixelmännchen Episodensaga, die ihren Anfang und ihr Ende in einem klavierspielende Jungen hat. Sowas ähnlich käme auch raus, wenn Stephan Müller Animationsfilme machen würde. Auch wenns in Schwenningen nicht geklappt hab, gab es Preise in Venedig, Rio de Janeiro oder beim Sundance Festival (Pöh, was ist schon Schwenningen dagegen).

 

Wandtteller der Hungers

Steht für alles was ich an Kurzfilmen liebe. Nämlich sich einfach hinstellen und machen (vgl. auch Situationismus oder Punk). Die Story einen Song über hungernde Künstler in einen Spot für Künstlerseminare übergehen zu lassen (Vom Künstler zum Hobbykünstler) und das ganze dann noch mit einer fiesen Ohrwurmmelodie auszustatten, zeugt von gehobenem Luxuswahnsinn. Wurde gedisst, aber auch gemocht, hat nicht beim Sundance Festival abgeräumt und die 3Rooosen werden wahrscheinlich keinen Tatort drehen.

 

Ich bin’s Helmut

Kein wirklicher Verlierer, der aber bei uns ein wenig untergegangen ist. Ein Film mit vordergründig komischen Elementen (der Nachbar, der aus dem Tisch kommt) , der aber piroschkapuppenmässig ein eine tragische Geschichte ausrollt. Das spiessig bedrückende Eingangsszenario zum Anfang des Films löst sich dabei nach und nach auf, Leben wird zu Kulisse und Kulisse zu Leben. Fulminanter Abschluß, wenn alle Kulissen eingerißen sind und das wahre Leben mit dem Blasorchester ausfadet. Hat auch viel Preise gewonnen und wenn Nicolas
Steiner ja einen Tatort drehen sollte, dann bitte einen mit Axel Milberg.

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