Wir empfehlen „Best of Animation 6“ für Weihnachten oder zwischendurch
Mal davon abgesehen, dass es kaum Gelegenheiten gibt, braucht man sich Kurzfilme hier am Rande des Schwarzwald eigentlich nicht zu kaufen. Einmal jährlich aufs Schwenninger Kurzfilmfestival, oder noch effizienter auf der Langen Kulturnacht zwischen Falaffel, Fanfarenzug und Feuerwerk schnell aufs Best Of des Festivals gegangen sollte ja eigentlich reichen. Aber da wir immer ganz vorn dabei sind, wenn es darum geht für die einzige Form der Popkultur, mit der man kein Geld verdienen kann, zu missionieren, präsentiert Plaste-Blog hier den ersten Teil von „Kurze für die Couch“.
Bereits seit 2006 kuratiert Uli Wegenast die Animation-Trickfilmreihe mit Höhepunkten des Stuttgarter Trickfilmfestivals. Wobei hier nicht die todtraurige Betroffenheitsliga ala Münchner Filmhochschule zu finden ist, sondern sehr abwechslungsreicher Kurzfilmstoff, ja ja auch welcher, der in der Liga „Lange Kulturnacht“ spielt.
Dominiert wird „Best of Animation 6“ von zwei Produktionen aus Down Under. „Nullarbor“ ist ein schnelles Roadmovie um einen jungen Redneck der nur bei einem Älteren Zigaretten schnorren will. Aber eigentlich geht es hier um die eine alte Geschichte, um den Kampf zwischen zwei Männern, Geschwindigkeit, Scheitern und finalem Buddietum. Die gleiche Kern-Story erzählt „Preferably Blue“ des neuseeländischen Regisseurs Alan Dickson. Der Herausforderer ist hier der schwer depressive Osterhase, der über der dominanten Rolle die der Weihnachtsmann bei Kindern spielt, alkohol- und tablettenabhängig geworden ist. Klar, dass er ihn kaltstellen muss. Die erzählerische Klasse bei „Preferably Blue“ liegt darin, dass es der Film innerhalb von 11 Minuten immer wieder schafft die Handlung in neue Bahnen zu lenken. Die 3D Animation ist im 90-er Jahr Playmobilmännchen-Stil gehalten und der Off-Sprecher moderiert den Film in Versform. Fester Bestandteil der „Best of Animation-Reihe“ ist der amerikansiche Indie-Cartoonist Bill Plympton, der vielen MTV-Guckern aus den frühen 90ern durch seine Clips bekannt sein dürfte (eine solche Kombination kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen). Diesmal ist es nicht der kleine wackere chaosstiftende Bullterrier, sondern ein Kalb, das im Mittelpunkt der Handlung steht. Das Tier hat sich vorgenommen ein Hamburger zu werden und nimmt dafür einiges in Kauf. Eine äztende Kritik an der sinnentleerenden Marketinghörigkeit, die wie immer bei Plympton in bissigen aber unterhaltsamen Humor gepackt wird. Fast schon zu schön fürs Wohnzimmer ist die japanische Produktion „Tatamp“ (Wichtige Durchsage für alle Analog-Fans: Der Film wurde auf echtem Papier gezeichnet). Regisseur Mirai Mizue lässt seine Formen virtuos zur Musik tanzen, schwingen, explodieren. Was höre ich da? Der sieht ja fast so aus wie der Film von dem Typen der „Tom und das Marmeladenbrot“ gemacht hat. Was sagen wir dazu? Bitte zweimal hinschauen, denn gleicher Stil bedeutet noch lange nicht gleiche Botschaft und gleiches Erleben. Ansonsten dürfen wir garantieren, dass „Best of Animation 6“ schwer unterhaltsam ist, bei einer Kunstform allerdings, die nicht für die kommerzielle Auswertung gemacht ist, kann eine durchgehend Schnellkonsumierung nicht garantiert werden. Aber Kurzfilmgucker haben ja gelernt sich auch auf Neues einzulassen.