Über Public Image Ltd.s „One Drop“ und eigentlich noch viel mehr.
Hier steht er also, in absolut nicht altersgerechten lustig karierten Shorts mit Trademark Karottenfrisur und streichelt sein sorgsam gepflegtes Altherrenbäuchlein. John Lydon verkörpert damit wieder alles, für das Punk einmal erfunden werden musste und was viel zu schnell in Vergessenheit geriet. Humor und eine gesunde Distanz zum eigenen Ego (das natürlich trotzdem gepflegt werden muss) waren nämlich nicht immer die Stärke von den tollkühnen jungen Männern mit ihren schnellen Gitarren.
Die neue PIL-Single „One Drop“ ein treibender Song mit schluffigen, schleifendem Reggae-Hintergrund, hysterisch gepresster Lydon-Stimme und viellen Rrrrrs, der gut und gern auch ca. 1983, PILs marodieren durch die 80er Charts hätte einleuten können.
We come from chaos, you cannot change us. Cannot explain us and that’s what makes us,
We are the ageless, we are teenagers. – One Drop.
One Drop ist aber viel mehr als ein verschleppter Comeback-Hit, es ist die Ü50- Hymne von Lydon, der damit zum dritten Mal zur Stimme seiner Generation wird. Gab er in den 70ern das medial aufgepumpte Punk-Hampelmännchen und in den 80ern den Post-Punk Rock-Ankläger so wird er jetzt zur Gallionsfigur der Ü50-Generation. Und die sagt, ja natürlich kann man im Leben immer mal beim Dschungelcamp teilnehmen oder bei der Butterwerbung mitmachen, macht alles nix solange, man dabei John Lydon (Bitte hier ggf. den eigenen Namen einsetzen….) bleibt , den Humor behält um danach wieder Hymnen wie „One Drop“ schreiben. Es ist nicht mehr und nicht weniger als das Rezept, wie man (mit Punk) anständig durchs Leben kommt. An alle Babyboomer und desorientierten „Auf die 50 Zugeher und Weggeher“: Bitte den letzten Satz zur Strafe zweimal lesen.
Für allen anderen als Gratis-Serviceleistung noch einige Zeilen zur neuen Platte „This is PIL“. Konzeptionell angelegt im Stil der goldenen Ära zwischen 1978 und 1981, wäre es klangtechnisch sicher besser gewesen sich mit den Ur-Mitgliedern Wobble und Levine wieder zu versöhnen, die auf ihrer parallel erscheinen EP weitaus scharfkantiger daherkommen. Ansonsten wird es nach einem furiosen Start mit „This is PIL“, „One Drop“ und „Deeper Water“ etwas dünner aber nicht schlechter als, sagen wir mal die handelsübliche Musikexpress 4-Punkte Indie-Mucke. Aber wir befinden uns hier nicht in einer Plattenkritik.
Post Scriptum: Das Foto war eigentlich auch der letzte Auslöser, „Plaste“ wieder ins Leben zu rufen und diesen Blog zu starten. Denn, was DER kann, das können wir schon lange!